Die Reise der Lindsey V.

Bei der letzten WM zerstörte sich US-Ski-Queen Lindsey Queen das Knie. Sie kämpfte sich trotz mehrerer Rückschläge zurück – und ist pünktlich zu den Wettkämpfen in Vail fit.
Thomas Becker |
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Lindsey Vonn geht als Topfavoritin auf WM-Gold in Super-G und Abfahrt.
dpa Lindsey Vonn geht als Topfavoritin auf WM-Gold in Super-G und Abfahrt.

Vail - Es kostet nur ein paar Dollar, sich mit Lindsey Vonn zu messen. Hoch über Vail, seit ihrem elften Lebensjahr die Heimat der weltbesten Skifahrerin, hat die Olympiasiegerin im Black Forest Nastar Public Race, einem Jedermann-Slalom, eine Zeit vorgelegt – und was für eine!

Nach den paar Slalomtoren wird einem schnell klar, wie vermessen es ist, sich mit einer wie Vonn anlegen zu wollen. Jede Wette, dass die vierfache Weltcup-Gesamtsiegerin auch in diesem Gaudi-Lauf Vollgas gegeben hat. Wenn mit dem Super-G der Frauen (Di., 18.45 Uhr, ZDF) in Beaver Creek die 43. Ski- WM beginnt, endet für Vonn eine lange, entbehrungsreiche Reise.

Bei der letzten WM, 2013 in Schladming, zerstörte sie sich bei einem Sturz das rechte Knie. Man konnte sie schreien hören am Fernseher. Ihr Freund Tiger Woods schickte sofort den Privat- Jet. Wer die Bilder ihres monströs geschwollenen Knies gesehen hat, schwang künftig vorsichtiger über die Piste. Doch es kam noch schlimmer: Neun Monate nach der OP riss das Kreuzband im Knie ein zweites Mal. Vorbei der Traum von Olympia. Für Vonn kein Grund zur Aufgabe.

Seit ein paar Tagen ist der Dokumentarfilm "The Climb" zu sehen, er zeigt die 22 Monate bis zum Comeback im Dezember, nimmt den Zuschauer sogar mit in den OP-Saal. Schon im zweiten Rennen gelingt ihr wieder ein Sieg. In Lake Louise, das nach ihren zig Siegen dort bei den Athleten schon Lake Lindsey heißt. Wenig später das nächste Highlight: Mit dem Triumph in Cortina d’Ampezzo überbot sie Annemarie Moser-Prölls Rekord an Weltcup-Siegen; er steht nun bei 64. "Es ging schneller, als ich dachte", sagte Vonn, "mein Ziel in den nächsten Jahren: die Marke so hoch wie möglich setzen. Hoffentlich schlägt den Rekord dann niemand."

Ihr Team war nicht unvorbereitet und zog flugs "Make-History"-T-Shirts an. Ihre Eltern, die Schwester und auch Tiger Woods feierten mit ihr. Letzterem schlug ein Kameramann aus Versehen einen Schneidezahn aus – egal, Hauptsache Rekord. Seit dem Comeback hat Vonn fünf Siege eingefahren, ist bei ihrer Heim-WM Favoritin in Abfahrt und Super-G. Ihr sensationelles Comeback zählt zu den größten Triumphen ihrer Karriere, die einst an dem 93-Meter-Hügel Buck Hill südlich von Minneapolis begann. "Es steht für mich auf einer Stufe mit dem Olympiasieg", sagte die 30-Jährige, und das will etwas heißen, denn nichts ist ihr wichtiger als Titel und Rekorde.

Da hat sie noch Nachholbedarf: Gold und Bronze bei Olympia, zwei Mal Gold und drei Mal Silber bei Weltmeisterschaften – doch für die beste Skifahrerin aller Zeiten sollte noch mehr drin sein, so ihr Credo. Olympia 2018 wird sie fest im Blick haben. Als sie 2005 in Val d’Isère eine Abfahrt gewonnen hatte, verzichtete sie auf das Preisgeld und nahm stattdessen eine Kuh, die von einem Sponsor angeboten wurde und der sie den Namen Olympe gab. Als sie nun in Val d’Isère erneut eine Kuh gewann, bekam die den Namen Winnie – nach ihrer Physiotherapeutin Lindsay Winninger.

Mit keinem anderen Menschen verbrachte Vonn zuletzt so viel Zeit. Fast die Hälfte ihrer Facebook- Posts zeigt sie beim Training im Kraftraum. In den Jahren zuvor ließ sie die Fans an ihrem glamourösen Leben teilhaben: Auftritte bei David Lettermann (im Abendkleid von Ralph Lauren), in der TV-Serie "Law & Order", beim Shooting in High Heels unterm Rennanzug, mit Sixpack auf dem Cover des Fitness-Magazins "Shape", als Sharon-Stone-Lookalike, beim Gletscher-Tennis mit Roger Federer, im Abendkleid mit in die Luft gereckten Krücken. Und natürlich an der Liebschaft mit Tiger Woods, ihrem ersten festen Partner nach der Scheidung von Thomas Vonn, der ihr Leben gehörig durcheinander gebracht hatte; auch Vonns Freundschaft zu Maria Höfl- Riesch litt unter dem Ex-Gatten.

Unlängst offenbarte sie, dass sie seit mehr als zehn Jahren Anti-Depressiva nimmt und auch weiterhin nehmen muss. Doch mit dem Tiger ist sie nun happy: "Er ist sehr stark im Kopf. Wir haben zusammen Therapie gemacht, uns gegenseitig gepusht im Kraftraum." Auch sportlich passt es mit den beiden: "Tiger kann gut Skifahren, und ich hatte beim Golf schon ein 'hole in one'."

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