Die rasende Dreifaltigkeit

Im Juni wird Hans-Joachim „Striezel“ Stuck seine Karriere beenden. Bis dahin fährt er noch ein paar Rennen mit seinen Söhnen Johannes und Ferdinand. Hier erzählen sie, was die drei sonst so gemeinsam treiben.
Bevor Hans-Joachim „Striezel“ Stuck Ende Juni seinen Helm endgültig in die Ecke stellt und seine Karriere beendet, setzt er noch ein wenig auf Gesellschaft. Die Söhne Johannes (24) und Ferdinand (19) des 60-Jährigen sollen die Familientradition fortsetzen, die bereits mit seinem Vater, dem „Bergkönig“ Hans Stuck in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts begann.
Vergangenen Samstag stand das erste gemeinsame Rennen der drei Stucks auf der Nordschleife an. Ausgerechnet dort, wo Striezel, der frühere Formel-1- und DTM-Star, im vergangenen Jahr schwer verunglückte und am Kopf operiert werden musste. Zwei Jahre zuvor zitterte Striezel in der Eifel schon um Johannes, der bei einem Unfall auf der Nordschleife ein Schädel-Hirn-Trauma erlitt. Angst um die Söhne hat Stuck aber nicht. „Der Rennsport ist mittlerweile so sicher geworden, da bin ich gelassen“, sagt er.
Und dieses Mal ging ohnehin alles gut. Der 60-Jährige wechselte sich bei der VLN Langstreckenmeisterschaft mit seinen Söhnen in einem 600 PS starken Lamborghini Gallardo ab. Das Ergebnis nach dem vier Stunden dauernden Rennen: Platz 28 von knapp 200 Startern. „Für uns stand im Vordergrund, Erfahrungen zu sammeln", sagt der Stuck-Häuptling, „aus diesem Grund sind wir nicht auf Angriff gefahren."
Wie es aussieht, wenn die Stucks auf Angriff fahren, zeigten die Brüder Johannes und Ferdinand am Osterwochenende in Oschersleben. In der Sportwagenserie ADAC GT Masters feierten die Youngster bereits am ersten Rennwochenende ihren ersten Sieg. Für beide ein ganz spezielles Erlebnis. „Dass ich den Sieg gemeinsam mit Johannes erringen konnte, bedeutet mir sehr viel", erzählt Ferdinand.
Die Stuck-Sprösslinge sind ein eingespieltes Duo. Als Ferdinand seinem Bruder nach München folgte, machten die beiden in Schwabing ihre eigene Männer-WG auf. Mittlerweile wohnt „Ferdl" alleine in der Wohnung, Johannes zog mit seiner Freundin Verena nach Bogenhausen. Trotzdem sehen sich die Stuck-Junioren fast jeden Tag.
Auf der Rennstrecke sei die Verwandtschaft aber weder ein Vor- noch ein Nachteil, beharren sie. „Wenn wir aus dem Auto aussteigen, sind wir Teamkollegen", sagt Johannes. „Ich bin zwar der Ältere von uns beiden, aber ich würde mir nie anmaßen, Ferdinand zu bevormunden."
Diese Regel befolgt auch der Herr Papa. „Ich kann den beiden nur mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn sie Fragen haben. Ob ich ihnen dann wirklich helfen kann, ist eine andere Sache. Denn ich erinnere mich an meine eigene Jugend. Da gingen Ratschläge oft zum linken Ohr rein und zum rechten Ohr wieder raus", sagt der 60-Jährige.
Für den VW-Motorsportberater geht mit dem Projekt Stuck³ ein Traum in Erfüllung. Beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring vom 23. bis 26. Juni 2011 wird er das letzte Rennen seiner Karriere bestreiten – gemeinsam mit seinen Söhnen. Danach sollen seine Sprösslinge das Steuer übernehmen. „Die Idee kam auf, als Ferdi in den Rennsport eingestiegen ist. Bei der Familie Andretti waren es Vater, Sohn und Neffe. Aber Vater-Sohn-Sohn-Gespanne gab es bisher eher selten", sagt Stuck senior. „Dabei geht es uns um den Spaß am Fahren - und die Freude, gemeinsam als Stuck³ anzutreten. Ein gutes Ergebnis wäre toll, ist aber nicht entscheidend.<MD>“
Ein neues Hobby müssen sich die drei Stucks nach dem letzten Rennen des Vaters nicht suchen. Das haben sie bereits. Backgammon ist die zweite große Leidenschaft der Männerbande. Regelmäßig liefert sich die Familie harte Duelle im Wohnzimmer des Familienoberhaupts, der weiter als Motorsportberater für VW arbeiten will. „Backgammon trainiert das taktische und strategische Denken“, erklärt Ferdinand.