"Die Pistole gibt das Kommando"
Usain Bolt kann’s noch: Nach der Farce über 100 Meter siegt er über 200 Meter und mit der Staffel
DAEGU Am Ende durfte er doch wieder tanzen und den imaginären Bogen spannen, um den noch imaginäreren Bolt („Blitz”) abfeuern zu können und damit wieder seiner ausufernden Selbst-Inszenierung zu frönen: Jamaikas Wunderläufer Usain Bolt, der zu Beginn dieser WM sicheres Gold im 100-Meter-Sprint durch einen Fehlstart verschenkt hatte und so zur Lachnummer geworden war, holte sich doch noch die WM-Titel über 200 Meter und in der 4x100-Meter-Staffel. Letztere führte Schlussläufer Bolt auch zum einzigen Weltrekord dieser WM.
Deswegen kassierten Bolt, Nesta Carter, Michael Frater, Yohan Blake, die mit 37,04 Sekunden das schnellste Quartett aller Zeiten waren, auch gleich noch 100000 Dollar Weltrekord-Bonus. „Ich hatte euch nach den 100 Metern gesagt, ihr braucht nicht nach Tränen zu suchen, ihr werdet keine finden”, sagte der 25-Jährige, „vielleicht findet ihr jetzt welche: Freudentränen.”
Doch als er nach seinem Doppeltriumph in den Katakomben war, gab sich der Jamaikaner, der so gerne Faxen macht, ungewohnt nachdenklich. „Der Frühstart über 100 Meter war mein Fehler. Dies war eine Lektion für mich – zu warten und auf den Startschuss zu hören. Die Pistole gibt das Kommando. Nicht ich”, sagte Bolt.
„Ich mag Bolt”, sagte Frank Busemann, der 1996 Gold im Zehnkampf gewonnen hatte, „jeder andere, der sich so inszenieren würde, den fände man vielleicht unsympathisch. Aber Bolt ist so ein Clown, das gehört zu ihm. Und was wäre die Leichtathletik, wenn wir Bolt im Moment nicht hätten? Lieber mal ein bisschen zu viel als immer nur graue Maus.”
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