Die olympische Idee? Vom Aussterben bedroht!

Hinter Olympia der Neuzeit steckte immer eine große, eine hehre Idee. Baron Pierre de Coubertin, der hauptverantwortlich dafür war, dass die Spiele ab 1896 wieder ausgetragen wurden, versprach sich davon ultimativ eine bessere Welt. Die olympische Bewegung sollte junge Menschen im Geiste von Freundschaft, Solidarität, Toleranz und Fairplay erziehen und zum Aufbau einer friedlichen Weltlebensgemeinschaft beitragen. Daher auch das olympische Dorf, in dem alle Athleten ungeachtet ihrer Hautfarbe, Religion oder Überzeugung zusammenkommen. Kein Primus inter Pares (Erster unter Gleichen), sondern Gleiche unter Gleichen.
Der Glaube an eine bessere Welt
So das Ansinnen. Doch die Realität, die traurige, sieht anders aus. Olympia wird von vielen Geistern beseelt, edlen Zielen dienen die wenigsten. Es wird anderen Götzen gehuldigt: Anstatt die Sportnation Russland, die mit ihrem systematischen Staatsdoping – was nichts anderes als organisierter Sportbetrug ist – den Gedanken des Fairplay mit Füßen getreten hat, auszuschließen, verstrickte sich IOC-Präsident Thomas Bach lieber in Politik-Ränkespiele. Er ließ die Russen zu, schlüpfte angesichts der Kritik am IOC und seiner Person in die anklagende Opferrolle. Ein unwürdiges Schauspiel.
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Wie leider so viele Wettkämpfe. Die Arenen waren meistens halb leer. Viel zu teuer waren die Tickets für die Bewohner eines Landes, das von einer schweren Wirtschaftskrise gebeutelt ist und ganz andere Probleme zu bewältigen hat.
Die, die im Stadion waren, konnten mit der olympischen Idee auch nicht viel anfangen. Sie gerierten sich oft wie Fußball-Fans, die den Gegner gnadenlos ausbuhten.
Coubertin, der sich in erster Linie als Pädagoge verstand, hatte das Ziel, „dass die Zuschauer nur noch die sportliche Leistung applaudieren, völlig losgelöst von nationalen Präferenzen“. Ziel verfehlt.
Die Konflikte der Welt wurden zudem nach Rio getragen, als etwa ein ägyptischer Judoka seinem Gegner und Bezwinger aus Isreal den Handschlag verweigerte. Immerhin das gefeierte Flüchtlingsteam zeigte, dass die olympische Idee zwar im Sterben liegt, aber noch nicht ganz tot ist.
Es mag naiv sein, an eine bessere Welt zu glauben, aber wer diesem Streben Coubertins abschwört, degradiert Olympia zu einem x-beliebigen Wettkampf ohne große, ohne hehre Ziele. Nicht weniger, aber eben auch sicher nicht mehr.