Die NBA muss warten
München - Zum Training im Audi Dome nimmt Robin Benzing seinen A4, jeder Basketballer des FC Bayern hat vor der Saison vom Sponsor ein solches Fahrzeug zur Verfügung gestellt bekommen. Sonst fährt der 22-Jährige gerne mit der U-Bahn. „Ich wohne in der Nähe der Haltestelle Implerstraße, da ist das einfach praktisch für mich”, sagt Benzing.
Für einen Profisportler des FC Bayern, selbst für einen Basketballer, ist das ungewöhnlich. „Aber ich werde in der Stadt eigentlich nie erkannt”, sagt Benzing. Das verwundert dann doch: Schließlich geben sich die Sponsoren Mühe, ihn als den nächsten Dirk Nowitzki zu positionieren, als Deutschlands besten Basketballer von morgen.
Selbst hat Nationalspieler Benzing diesen Anspruch allerdings nie erhoben. „Mich ehrt der Vergleich, aber ich mag diese Rolle nicht”, sagt er. „Genauso wie es in der NBA keinen neuen Michael Jordan geben wird, gibt es keinen neuen Dirk Nowitzki.” In der vergangenen Bundesliga-Saison war er in Ulm der herausragende Spieler, hatte mit 15,7 Punkten pro Spiel den höchsten Schnitt aller Deutschen. Im vergangenen Sommer wurde er beinahe im jährlichen Draft der NBA-Teams, die sich die weltweit größten Talente heraussuchen, verpflichtet. Zu Gunsten des FC Bayern schlug er ein Angebot von einem spanischen Spitzenklub aus. Nun sucht er in München immer noch nach seiner wirklichen Form.
„Die Umstellung war schwierig”, sagt Benzing. In Ulm drückten sie ihm den Ball und die Verantwortung aus Prinzip in die Hand, beim FC Bayern ist er ein gefährlicher Angreifer von vielen. Derzeit macht Benzing 9,7 Punkte pro Spiel und hat von 21 Dreiern gerade einmal sechs getroffen. Bei der 70:64-Niederlage im Eurocup gegen Zagreb am Dienstagabend machte er neun Punkte. „Die Würfe müssen konstanter fallen und ich muss auch beim Rebound stärker werden”, sagt Benzing.
Knapp zehn Punkte mögen für einen durchschnittlichen Bundesliga-Basketballer eine ordentliche Ausbeute sein, Benzings Fähigkeiten geben sie keinesfalls vollständig wieder. Der 2,08 Meter große Forward kann aus der Distanz treffen, aber auch zum Korb ziehen. Für einen Europäer mit seiner Länge bewegt er sich geradezu grazil. Dass er das in München noch nicht immer zeigt, hat auch mit den Ansprüchen des neuen Vereins zu tun. „In Ulm hatte ich schon viel Druck, aber bei Bayern ist er sogar noch größer”, sagt Benzing. Trainer Dirk Bauermann plant fest mit ihm als Leistungsträger.
Immerhin: Beim gemeinsamen Brunch mit Uli Hoeneß stellte sich für Benzing heraus, dass der Bayern-Präsident im Umgang „ganz normal” ist. „Ich habe einen Riesenrespekt vor ihm”, sagt Benzing. Für Bayern hat Benzing sogar seinen Traum hintenangestellt: „Die NBA spielt derzeit keine Rolle für mich.”