Die "mythische Francesca" siegt in Paris

Paris - Francesca Schiavone kürt sich zur neuen Sandplatzkönigin von Paris - und schreibt damit Tennis-Geschichte. In Italien ist die "mythische Francesca" bereits zur Volksheldin aufgestiegen. In drei Sätzen besiegte die Weltranglisten-17. Schiavone die Favoritin Samantha Stours aus Australien.
Erst ließ sich die neue Sandplatzkönigin von Paris rücklings fallen, dann küsste sie leidenschaftlich die heilige Asche von Roland Garros: Die Italienerin Francesca Schiavone hat überraschend die French Open gewonnen und Tennis-Geschichte geschrieben. Die Weltranglisten-17. besiegte im Finale der Debütantinnen die Favoritin Samantha Stosur (Australien/Nr. 7) in 1: 38 Stunden mit 6:4, 7:6 (7:2).
„Ich bin einfach nur glücklich und habe mich unglaublich gefühlt“, sagte Schiavone und sendete einen Gruß nach Mailand: „Ich liebe Euch, Mami und Papi.“ Nach ihrer Jubelorgie kletterte das 1, 66 m kleine Energiebündel in ihre überfüllte und mit italienischen Flagge geschmückte Box und versank in der Traube ihrer Freunde. Bei der Nationalhymne „Fratelli d'Italia“ sang die 29-Jährige mit Tränen in den Augen mit und herzte den Coup Suzanne Lenglen.
Für ihren Triumph kassiert Schiavone ein Preisgeld in Höhe von 1,12 Millionen Euro. Ihre drei Jahre jüngere Finalgegnerin Stosur bekommt 560.000 Euro. Im besten French-Open-Finale seit Jahren gelang Schiavone im ersten Durchgang das Break zum 5:4. Wenig später verwandelte die variabel agierende Italienerin vor 15.166 Zuschauern auf dem ausverkauften Court Philippe Chatrier ihren zweiten Satzball.
Die Entscheidung fiel im Tiebreak
Im darauffolgenden Durchgang führte die nervös wirkende Stosur bereits mit 4:1, leistete sich dann aber ungewohnte Schwächen beim Aufschlag. Die Entscheidung fiel im Tiebreak, als Schiavone auf 6:2 davonzog und ihren ersten Matchball verwandelte.
Schiavone ist die erste Italienerin überhaupt, die ein Grand-Slam-Turnier gewinnen konnte. Als letztem Spieler aus ihrem Heimatland war dies Adriano Panatta 1976 ebenfalls in Roland Garros gelungen. Für den Triumph bei ihrer 39. Grand-Slam-Turnier-Teilnahme kassiert Schiavone ein Preisgeld in Höhe von 1,12 Millionen Euro. Ihre drei Jahre jüngere Finalgegnerin Stosur bekommt 560.000 Euro.
Schiavone, die im Halbfinale beim Stand von 7:6 (7:3) von der verletzungsbedingten Aufgabe der Russin Jelena Dementjewa (Wadenblessur) profitierte, verbessert sich dank ihres Erfolges in der Weltrangliste auf Platz sechs und steht somit mit 29 Jahren erstmals in den Top 10. „Die Zeit war vorher vielleicht einfach noch nicht reif, jetzt ist sie es“, sagte sie über ihren späten Durchbruch.
Neue italienische Volksheldin
In Italien ist die „mytische Francesca“ bereits zur neuen Volksheldin aufgestiegen. „Sie ist das Bild des zähen und leidenschaftlichen italienischen Sports“, schrieb Tuttosport, während die Gazzetta dello Sport Schiavone am Freitag vier Seiten widmete.
Die zweimalige Fed-Cup-Siegerin Schiavone ist damit die Älteste seit zwölf Jahren, die in die Phalanx der zehn weltbesten Spielerinnen einbricht. Am 23. Juni feiert die Mailänderin ihren 30. Geburtstag. Vor ihrem Paris-Coup war Schiavone dreimal im Viertelfinale eines Major-Tournaments gescheitert.
Die frühere Doppelspezialistin Stosur hatte auf ihrem Weg ins Endspiel nacheinander Justine Henin (Belgien), die topgesetzte Serena Williams (USA) und schließlich im Halbfinale Jelena Jankovic (Serbien) ausgeschaltet. Die letzte australische Grand-Slam-Siegerin war Evonne Goolagong Cawley, die 1980 in Wimbledon triumphiert hatte.
Stosur war angesichts einer Sandplatzbilanz von 20:2 Siegen in diesem Jahr als Favoritin ins Endspiel gegangen. Am jüngsten Aufstieg der Powerspielerin, die mit ihrer Surfer-Sonnenbrille und dem Baseballcap an eine Beachvolleyballerin erinnert, hatten nicht zuletzt ein Zeckenbiss und die folgende Borreliose im Jahr 2007 großen Anteil. Denn erst nach der folgenden sechsmonatigen Zwangspause wurde aus der Doppel-Spezialistin (Grand-Slam-Titel bei den French Open 2006 und den US Open 2005) die erfolgreiche „Einzelgängerin“ Sam.
SID