"Die Liebe ist noch stärker"
Sabine Lisicki spricht nach dem Halbfinal-Aus über die Faszination Wimbledons und ihr rasantes Comeback in der Tennis-Weltspitze
AZ: Frau Lisicki, Sie haben die erfolgreichsten Wochen Ihres Lebens hinter sich. Sieg in Birmingham, Halbfinale in Wimbledon, dazu wieder unter den Top 30 der Weltrangliste. Wie erklären Sie sich selbst diesen Aufschwung?
SABINE LISICKI: Als ich im März endlich die ersten größeren Siege bei meinem Comeback gefeiert hatte, war das alte Selbstbewusstsein wieder voll da. Plötzlich hat es Klick gemacht, und diese neue Zuversicht hat mich nun ganz besonders bei den Rasenturnieren getragen. Ich habe schon in Birmingham gespürt, dass ich echt gut in Schuss bin.
Aber an ein Halbfinale in Wimbledon war ja trotzdem nicht zu denken.
Nein, das war schon eine verrückte Sache jetzt, diese Siege, diese Stärke, die sich da von Tag zu Tag mehr aufgebaut hat. Auf einmal gelingen auch die tollsten Schläge, weil eben auch dieser Ort zu besonderen Leistungen motiviert.
Wimbledon war schon immer Ihr Lieblingsturnier.
Ich habe schon als Kind vor dem Fernsehschirm gefiebert, wenn Wimbledon lief. Es war toll, die Spieler in ihren weißen Dresses zu sehen, das war so elegant und chic. Meine Liebe zu Wimbledon ist nur noch stärker geworden in den letzten Tagen. Es ist nun auch der Platz, an dem ich meinen größten Erfolg erreicht habe. Und an dem sich der Kreis geschlossen hat: Ich war schon mal vor zwei Jahren, nach dem Viertelfinale in Wimbledon, unter den besten 30 der Welt. Dann kamen die Verletzungen, dann Wiederaufstieg.
Was wird Ihnen von den sechs Spielen im Einzel im Gedächtnis bleiben?
Die abgewehrten Matchbälle gegen Li Na in der zweiten Runde sind ein unglaublicher Moment gewesen. Da stand ich kurz vor dem Aus und habe vier unerreichbare Aufschläge gespielt, zwei davon Asse. Wenn man so was schafft, weiß man: Da ist noch einiges möglich. Ich habe die Auftritte auf dem Centre Court alle genossen, das ist ein Platz, der eine einmalige Faszination ausstrahlt.
Rennfahrer Lewis Hamilton haben Sie auch getroffen.
Ich war ganz schön aufgeregt, aber wir haben uns ganz nett unterhalten. Natürlich gab es auch ein Erinnerungsfoto.
Als Sie im März auf Platz 218 standen, hat sich kaum eine Gegnerin für Sie interessiert. Wie war das in Wimbledon?
Natürlich schauen sie nun alle genauer hin, beobachten, was ich tue und wie ich es tue. Es ist völlig normal, dass ich da wieder mehr in den Fokus rücke. Aber ganz, ganz viele Spielerinnen haben sich einfach ehrlich mit mir Freude und mir zum Comeback gratuliert. Es ist für mich eine Geschichte, die vom Alptraum zum Traum wurde.