Die Kurz-Kur
MÜNCHEN - Klar, die Löwen haben ihrem Trainer Marco Kurz mit dem 2:0 Sieg am Montag gegen Duisburg den Job gerettet. Aber der Coach hat auch selbst viel dafür getan.
Nach einem Fußballspiel, verschwitzt und keuchend, ist ja schnell mal was dahingesagt. Die üblichen Floskeln eben. Deshalb sah sich 1860-Kapitän Daniel Bierofka nach dem 2:0-Sieg gegen Duisburg zu einem Extra-Hinweis veranlasst. „Das sind keine leeren Worthülsen, was ich hier sage“, erklärte er beinahe feierlich. Seine Botschaft sollte unbedingt ernst genommen werden. Sie lautete: „Wir haben für den Trainer gesiegt. Wir stehen zu Marco Kurz.“
Dieser erste Saisonsieg, der die Löwen aus den Abstiegsrängen der Zweiten Liga gehievt hat, sichert vorerst Marco Kurz’ Arbeitsplatz.
Nach drei Niederlagen zum Saisonauftakt war Kurz in Erklärungsnot und Bedrängnis geraten. Nach dem Sieg gegen Duisburg, stürmten die Spieler also auf ihren Coach zu und umarmten ihn. Klar, das sollte kenntlich machen, dass sie ihren Trainer – allen Misserfolgen zum Trotz – gerne behalten wollen. Kurz (39) war gerührt: „Dass die Spieler das gemacht haben, ist eine tolle Geste. Das war ein schönes Bild. Darüber habe ich mehr sehr Freude.“ Zuvor hatte er ja noch „Strömungen gegen meine Person“ gespürt.
So ein Sieg schafft erstmal Rückenwind. Und auch Ruhe im Umfeld. Kurz weiß aber, dass er weitere Erfolge vorweisen muss. Das verlangen die Bosse. Vizepräsident Franz Maget: „Das 2:0 gegen Duisburg war die Initialzündung, jetzt wird alles besser.“ Schon am am Freitag in St. Pauli (18 Uhr) soll der nächste Sieg her.
Kurz bleibt keine Zeit, den Erfolg vom Montag zu genießen: „Es gibt jetzt keinen Grund sich zurückzulehnen, wir stehen weiter auf dem Prüfstand.“ Immerhin hat sich der Zustand seiner Mannschaft gebessert. Weil der Trainer sein Team anders auf- und eingestellt hatte. Eine Kurz-Kur, die den Löwen gut tat.
Neue Viererkette: Gegen Duisburg probierte Kurz schon die 15. Abwehr-Formation in diesem Jahr aus. Diesmal stand die Deckung sicher. Routinier Gregg Berhalter (35) glänzte als Abwehrchef mit starkem Stellungsspiel. Neben ihm gefiel der Georgier Mate Ghviniandize, links spielte Benny Schwarz. Und Markus Thorandt bereitete über seine rechte Seite das 1:0 herrlich vor. Gestern lobte Kurz: „Diese Formation hat ihre Sache sehr gut gemacht, wir haben in der zweiten Hälfte kaum Chancen zugelassen.“ Mit Kurz’ Nibelungentreue zu Torben Hoffmann, vormals stets gesetzt, ist es offenbar vorbei. Hoffmann blieb 90 Minuten auf der Bank.
Rückkehr zur Doppel-Sechs: Von der Mittelfeld-Raute, die Präsident Rainer Beeck öffentlich in Frage gestellt hatte, ist Kurz wieder abgerückt. Mit den Bender-Zwillingen als zentralem Block gewann das Spiel deutlich an Stabilität. Hat Kurz’ Sinneswandel mit Beecks Kritik zu tun? Auf solche Fragen reagierte der Trainer genervt: „Ich diskutiere nicht über ein System.“
Der Wille: Der unaufgeregte Kurz hatte den Spielern zuletzt unbeirrte Selbstsicherheit vorgelebt und ihnen Mut gemacht: „Ich glaube an die Qualität meiner Mannschaft.“ Gegen Duisburg zahlte sich das aus. Kapitän Bierofka ging mit bestem Beispiel voran: Seine Körpersprache verriet Entschlossenheit und Selbstvertrauen. „Vorbildlich“, lobte Kurz. Bierofkas Auftreten stärkte die Mitspieler. „Man hat gesehen“, befand Kurz, „dass diese Mannschaft von der ersten Sekunde gewillt war, den Platz als Sieger zu verlassen.“ Kurz weiter: „Auch Kaiserslautern ist ein gutes Vorbild: Die zeigen auch diese Tugenden mit Kampf und Einsatz.“ Der FCK steht auf Platz eins der Zweiten Liga. Bis dahin ist es für 1860 freilich noch ein weiter Weg.
Oliver Griss, Reinhard Franke
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