Die Kohlschreiber-Karriere: Neuer Anlauf in München

Der BMW-Open-Sieger von 2007 soll mit neuem Trainer schon bald ein „Top-Ten-Spieler sein".
von  Abendzeitung
Will es in München wissen: Philipp Kohlschreiber, der Sieger von 2007.
Will es in München wissen: Philipp Kohlschreiber, der Sieger von 2007. © dpa

Der BMW-Open-Sieger von 2007 soll mit neuem Trainer schon bald ein „Top-Ten-Spieler sein".

MÜNCHEN Da waren sie wieder vor seinem geistigen Auge, die Bilder vom 6. Mai 2007. Natürlich musste Philipp Kohlschreiber an damals denken, als er zuletzt den Iphitos-Center-Court betrat zum Erstrunden-Match der BMW Open gegen Björn Phau. Die Bilder, wie Kohlschreiber damals den Siegerscheck plus Schlüssel fürs BMW-Cabrio überreicht bekam nach seinem ersten Turniersieg auf der ATP-Tour. „Ich hatte schon ein leicht mulmiges Gefühl", sagte der Augsburger nach seinem Blitzsieg (Phau musste wegen einer Handverletzung aufgeben).

Im letzten Jahr konnte Kohlschreiber den Titel wegen einer Virusgrippe nicht verteidigen. Überhaupt krankte 2008 vieles in seiner Karriere. Statt des geplanten Raketenstarts Richtung Top-Ten der Tennis-Szene stürzte das Daviscup-Ass nach einer Achterbahnfahrt ab. Von Rang 24 der Weltrangliste, seiner höchsten Platzierung im April, auf Platz 51. Auch weil sein oft offen zur Schau getragenes Selbstbewusstsein dem Arbeitseifer offenbar davongaloppiert war.

Zudem machte er sich zum Gespött der Branche, als er nach der Fünf-Satz-Niederlage bei den Australian Open im Januar gegen den französischen Tennis-Oldie Fabrice Santoro (36) über den Unsinn von Fünf-Satz-Matches fabulierte. „Für mich macht das keinen Sinn, ich finde das eine Qual“, sagte er damals,

Kohlschreiber: Er redet nach eigenen Bekunden manchmal "Blödsinn"

Heute hat er jene Sprüche unter „Blödsinn“ abgelegt. Und versucht, Respekt zurück zu gewinnen. Auf dem Platz. Dafür hat er einen neuen Coach engagiert. Thomas Hogstedt, 45-jähriger Schwede mit Beinhart-Image, der auch schon Tommy Haas und Nicolas Kiefer betreut hat. Der bläute seinem Schützling gleich ein: „Erfolg kommt nicht mit der Post.“ Hogstedt hat erkannt: „Philipp fand immer zu leicht Ausflüchte, wenn etwas nicht so geklappt hat. Er musste lernen, was es wirklich braucht, um Weltspitze zu sein.“ Nämlich: die Bereitschaft, sich zu quälen.

Jetzt sagt Kohlschreiber: „Mental, aber auch körperlich bin ich viel weiter als vor zwei Jahren.“ Daran habe der neue Coach großen Anteil: „Er hat es verstanden, meine Persönlichkeit auf dem Platz zu formen, neben der Fitness meine Körpersprache zu verbessern, damit ich auch mehr Ausstrahlung auf den Platz bringe.“

Kohschreiber will Siegerscheck und Autoschlüssel

Zuletzt ging's in der Rangliste wieder nach oben, auf Rang 41. „Aber die Vier da vorne gefällt mir gar nicht“, sagt Kohlschreiber. So sollen nun die BMW Open 2009 zum zweiten Mal das Sprungbrett Richtung Top-Ten werden. Kohlschreibers Selbstbewusstsein hat nicht gelitten. „Ich trete hier in München an, um zu gewinnen“, sagt er. Sein Coach traut ihm noch viel mehr zu. Hogstedt meint: „Es würde mich schon sehr überraschen, wenn Philipp 2010 kein Top-Ten-Spieler wäre.“

Der Siegerscheck plus Autoschlüssel am kommenden Sonntag am Aumeister wäre ein gelungener Anfang zum zweiten Durchstarten.

Franz Meier

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