Die Kleider der Riesen

MÜNCHEN Wenn Chevon Troutman an seinem tätowierten Arm auf sein linkes Handgelenk hinunterblickt, kann er gar nicht an diesem untertassen-großen schwarzen Ungetüm vorbeischauen. Im Moment sagt ihm die stylische Diesel-XL-Uhr nicht nur die Zeit, sondern zählt für den 2,02 Meter großen Bayern-Basketballer auch den Countdown. Eine Umdrehung des Stundenzeigers bedeutet eine Stunde weniger, bis Troutman mit dem FC Bayern am Samstagabend (17 Uhr) im Audi Dome gegen Alba Berlin in die Playoffs starten darf.
Für die Bayern-Basketballer soll das Abenteuer Playoffs so spät wie möglich enden, am besten erst im Finale. Sie wollen eine turbulente Saison groß beenden. Groß ist auch ihr privater Mode-Stil, der eher nach New York als nach München-Sendling aussieht, wo die Basketballer spielen und trainieren.
Die AZ sprach im Kickz-Store mit Troutman und seinen Kollegen Brandon Thomas, Steffen Hamann und Robin Benzing über den Style-Faktor im Team.
Chevon Troutman alias „der lässig-coole Styler“: Zum Pressetermin kommt der 31-jährige US-Boy in weiten Shorts, seine Wuschelmähne hat er mit einem Haargummi und Cap gebändigt. „Ich glaube, ich habe nicht viel Ahnung von Mode“, sagt er. „Ich bin Single, bei mir läuft das daheim meistens so: Ich greife blind in den Schrank und was ich in die Hände bekomme, ziehe ich an.“ Und das könnten auch mal Badelatschen im Winter sein, witzeln die Kollegen. Waschen müsse er selbst, erzählt Troutman, „Bügeln mag ich aber nicht, das muss nicht sein“. Das wichtigste Detail beim Kleiden seien seine Uhren, die sollten „möglichst groß sein. Eine in normaler Größe würde bei mir irgendwie doof aussehen, oder?“ Als Beweis legt er seinen riesigen Unterarm an den des AZ-Reporters – alles klar, klingt logisch.
Brandon Thomas alias „der verrückte Business-Zottelbart“: Mit den Fans posiert der 28-Jährige auch mal mit verrücktem Gesichtsausdruck für Fotos, Thomas ist vor den Playoffs bester Laune: „Endlich geht es richtig los“, sagt er, „die Liga-Zeit ist ja ganz nett, aber ein Basketballer lebt für die Playoffs.“ Über seine Kleidung wird schon mal gejohlt, wenn er – für einen US-Boy untypisch – in hautengen, topmodischen Hosen und Hemden geschniegelt in die Kabine kommt. Der Vater einer Tochter gilt teamintern als stilsicher – ob er sich schon ein potenzielles Meisteroutfit überlegt hat? „Nein, keine Ahnung“, sagt er, denkt kurz nach und lacht. „Oberkörperfrei, darüber ein Business-Sakko und auf dem Kopf ein rosa Hut.“ Seinen Bart will er erst wieder stutzen, wenn die Playoffs vorbei sind, „und das dauert hoffentlich noch lange“.
Steffen Hamann alias „der Jogging-Mann vom Gärtnerplatz": Die Herzen der Frauen fliegen dem 31-Jährigen mit dem charmanten Lächeln zu. Sogar Karin Stoiber, Gattin des Ex-Ministerpräsidentin, busselt ihn im Audi Dome immer schwärmerisch auf die Wange. Dieser Typ, der direkt am Gärtnerplatz wohnt, kann alles tragen – tut er auch: „Montag bis Freitag ist bei mir Jogginganzug-Style angesagt“, sagt Hamann. „Wir haben zweimal täglich Training, da stehe ich doch nicht zwei Stunden vorm Spiegel.“ Vor dem Weggehen am Abend nach den Matches achtet der Schweinsteiger-Freund dann doch auf den Style-Faktor.
Robin Benzing alias „der verhinderte Schuh-Fanatiker“: „Mit 2,08 Meter Körpergröße hat man es beim Einkaufen nicht leicht“, klagt der 24-Jährige: „Ich gehe sowieso nicht gerne shoppen – auch, weil es in meiner Größe selten etwas Passendes gibt.“ Einen verrückten Schuhtick wie Fußballer-Vereinskollege Jérôme Boateng (besitzt 400 Paare) könne er mit seiner Schuhgröße 50 gar nicht entwickeln: „Ich hätte gerne 500 Paar, aber so viele gibt’s wohl gar nicht in meiner Größe“, sagt er. Und dann muss sich der blond-blasse Jungspund auch noch von Brandon Thomas aufziehen lassen: „Ich wollte ja, dass Robin bei meiner Playoff-Bart-Aktion mitmacht – aber bei ihm hat sich wohl noch nie ein Haar im Gesicht gezeigt.“