Die Hölle von Mallorca
PALMA DE MALLORCA - Weltmeister Wladimir Klitschko trimmt sich auf der Mittelmeerinsel fit für die Titelverteidigung – und seine Sparringspartner leiden fürchterlich.
Die harten Klänge von Black Sabbaths Song „Heaven and Hell“ schallen durch die Katakomben. Himmel und Hölle? Untermalt wird der Hardrock-Klassiker von einem steten dumpfen Knall. Jenem Geräusch, das Wladimir Klitschko produziert, wenn er auf Sandsäcke eindrischt. Und das mitten im Luxusressort Dorint in Camp de Mar auf Mallorca.
Hier hat der ukrainische Box-Weltmeister sein Trainingslager für die Titelverteidigung gegen den US-Amerikaner Hasim Rahman (13.12. in Mannheim) aufgeschlagen. Und Dr.Stahlhammer, so Klitschkos Kampfname, lässt seine Sparringspartner durch die Hölle gehen. „Champs Camp – Runde 1“, brüllt Co-Trainer James Bashier – und schon geht’s los. Klitschkos heutiges „Opfer“ heißt Max Alexander. „Verdammt, ist der Junge schnell“, sagt der 27-jährige Crusiergewichtler, „ich versuche, seinen härtesten Schlägen auszuweichen. Aber ich habe einen Hammer abgekriegt, da habe ich gedacht, mir fliegt das Hirn hinten am Schädel wieder raus! Können Sie mal schauen, ob ich am Hinterkopf eine Austrittswunde habe?“
Ein Spaß, doch tatsächlich leidet der US-Amerikaner fürchterlich. „Ich will nur überleben“, sagt Alexander, „denn zumindest das Schmerzensgeld ist in Ordnung.“ 200 Euro erhält der Sparringspartner am Tag, Kost und Logis ist zudem frei. Nach drei Runden lässt Klitschko Gnade walten, er trainiert nur noch seine Defensive, sonst hätte er Alexander zu Metallicas Hit „Enter Sandman“ ins Reich der Träume befördert. „Ich muss ihn manchmal bremsen, denn Klitschko hat im Ring eine böse Ader. Die Sparringspartner haben alle Angst vor ihm“, sagt Trainer-Legende Emanuel Steward, „Wladimir ist eine Klasse für sich im Schwergewicht.“
Damit das so bleibt, schuftet der 32-Jährige unermüdlich. Etwa 6000 Kalorien verbrennt Klitschko an einem Trainingstag. „Ich kann gar nicht so schnell Kalorien in ihn reinschaufeln, wie er sie verbrennt“, sagt Dave Williams, seit drei Jahren Klitschkos Privatkoch während der Trainingslager. Wladimir schwimmt stundenlang, dazu kommen Kraft- und Ausdauertraining, Sparring sowie Spezialübungen für den Nacken, bei denen Gewichte am Kopf angebracht werden. Am schlimmsten für Klitschko sind die unerbittlichen Dehnübungen beim Physiotherapeuten. „Das ist Wladimirs kleine persönliche Hölle“, sagt Williams. Doch auf die Hölle folgt der Himmel – in Form von Käsekuchen. „Wladimir ist eine Naschkatze. Aber er braucht die Kalorien.“
Matthias Kerber
- Themen:
- Wladimir Klitschko