Die große Angst vor Österreich und der Blamage

HANNOVER - Für das deutsche Eishockey geht es um Olympia. Jetzt geht's im Deby gegen das Austria-Team. Wer verliert, muss den Mund halten!"
Bloß nicht gegen Österreich verlieren. Eine Pleite im brisanten Derby würde Deutschlands Eishockey-Team praktisch schon die Olympia-Fahrkarte nach Vancouver kosten und dazu Hohn und Spott vom Nachbarn nach sich ziehen. Ein Sieg an diesem Samstag (15.30 Uhr/DSF) in Hannover würde die Teilnahme in Kanada dagegen ein großes Stück näher bringen. „Das ist ein Schlüsselspiel. Wer das gewinnt, ist ganz, ganz weit vorn“, sagte DEB-Sportdirektor Franz Reindl nach dem unerwartet leichten 7:1-Starterfolg über Japan am Donnerstagabend. „Wir wissen, dass das ein 50:50-Spiel ist, auch wenn das immer klingt, als wenn wir tiefstapeln“, meinte der Macher des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB).
Mit Grausen erinnerte sich Reindl an den bislang letzten Vergleich bei einem offiziellen Turnier. „Es war schlimm genug, das anzuschauen“, sagte er über das 2:2 bei der Weltmeisterschaft 2005 in Wien. Dort verspielte die DEB-Auswahl unter dem damaligen Bundestrainer Greg Poss zum Auftakt der Abstiegsrunde einen 2:0- Vorsprung und stieg trotz eines 9:1 über den letzten Qualifikationsgegner Slowenien am Ende ebenso ab wie die gastgebenden Österreicher. Kapitän Andreas Renz will mit den Erfahrungen von damals die inzwischen stark veränderte deutsche Mannschaft darauf einstimmen, was sie erwartet. „Das Derby hat eigene Gesetze. Die spielen kontrollierter und härter auf den Körper“, sagte der Verteidiger. Kesse Sprüche der seit zehn Länderspielen unbesiegten Rot-Weiß-Roten mochte Renz nicht kontern: „Die Österreicher wollen uns ein bisschen provozieren.“
Deren Kapitän Dieter Kalt würde nach einem „Treffen mit vielen Freunden“ gern etwas frotzeln. „Wer verliert, muss den Mund halten“, meinte Kalt, der sich ebenso wie Verteidiger André Lakos sehr auf das Spiel freut. Lakos erzielte 2005 in Wien beide Tore für die Alpenrepublik und war beim Auftakt in Hannover mit dem Treffer zum 4:3 in der Verlängerung über Slowenien der Matchwinner. Der im russischen Tscheljabinsk spielende Hüne forderte eine erhebliche Steigerung gegen die Deutschen, die bei einem Sieg dann am Sonntag (17.00 Uhr/DSF) gegen WM-Absteiger Slowenien das Olympia-Ticket buchen könnten. Die Österreicher treffen zuvor in ihrer letzten Partie auf die Japaner und könnten dort nach einem Erfolg über das DEB-Team Turniersieger werden.
Bundestrainer Uwe Krupp weiß, wie er seine Schützlinge gegen den international wieder erstklassigen Nachbarn motivieren wird. „Die haben uns in den letzten vier Spielen dreimal geschlagen. Wir brauchen nicht viel mehr Ansporn“, meinte Krupp. Das Unentschieden von der WM 2005 mitgerechnet, gelang den Deutschen nur ein Erfolg in den vergangenen fünf Spielen. Eine schlechtere Bilanz gegen Österreich gab es nur mit sechs Spielen ohne Sieg zwischen 1927 und 1934. Krupp würde gern einen genauso konzentrierten Start wie gegen die Japaner sehen, die nur nach dem Gegentor zum 3:1 kurzzeitig Gefahr ausstrahlten. Doch Probleme wie beim 5:4 beim Deutschland-Cup 2006 gab es nicht. „Unsere Mannschaft hatte mehr Respekt als vor zwei Jahren, aber gegen Österreich werden wir uns steigern müssen“, sagte der Bundestrainer.