Die Formel 1 macht sich bereit: Vettel und Co. bleibt noch eine Woche
Köln – Der Weltmeister bleibt gelassen, die Konkurrenz rätselt: Sebastian Vettel behält nach den zum Teil desaströs verlaufenen Testfahrten seines Red-Bull-Teams im Hinblick auf den Saisonstart der Formel 1 am 16. März in Melbourne die Nerven. "Panik zu machen oder den Kopf in den Sand zu stecken, macht da keinen Sinn", sagte der Heppenheimer im Gespräch mit dem Sport Bild Sonderheft Formel 1. Schließlich hätten "alle Teams im Moment mehr oder weniger große Probleme".
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff warnt denn auch davor, die Roten Bullen nur auf Basis der Testergebnisse zu beurteilen. "Red Bull darf man niemals abschreiben", sagte Wolff im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: "Und ich bin mir sicher, dass sie auch in diesem Jahr zurückkommen werden. Die Frage ist nur: Wann?"
Vettel sucht die Schuld für die vielen Rückschläge bei den Testfahrten in den vergangenen Wochen nicht nur bei Motorenlieferant Renault. "Ich splitte Renault und Red Bull in der Bewertung der Saisonvorbereitung nur ungerne", sagte er: "In den letzten Jahren hatten wir gemeinsam viel Erfolg, jetzt durchleben wir eben auch mal eine schwierige Zeit."
Das könnte möglicherweise auch anderen Teams drohen. "Zuletzt hat Red Bull die Formel 1 dominiert, so eine Dominanz wird es zunächst nicht mehr geben", sagte Wolff. Er gehe davon aus, dass das Feld sehr ausgeglichen sei, dass mehrere Teams gewinnen können und niemand vor der letzten Runde wisse, ob der Führende überhaupt ins Ziel komme: "Wir kehren zur DNA der Formel 1 zurück: Nicht jeder, der losfährt, wird ankommen. Im Gegenteil: Die Zuschauer werden kleine Dramen erleben."
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Auch bei Mercedes ist man sich trotz der so erfolgreich verlaufenen Testfahrten mit Nico Rosberg und Lewis Hamilton keinesfalls sicher. Wolff spricht allenfalls von vorsichtigem Optimismus, "denn wir sind bisher die meisten Kilometer gefahren und haben dadurch sicher einen Vorsprung". Allerdings dürfe man nicht vergessen: "Der erste Reality Check steht beim Saisonauftakt in Melbourne bevor."
Dort wird einiges anders sein. Die Autos werden künftig nicht mehr von den ausgereiften V8-Aggregaten der vergangenen Jahre, sondern von Turbomotoren mit intergriertem Hybridsystem angetrieben. Ziel dieser Neuerung war unter anderem die Kostenreduzierung, immerhin sollen die neuen Triebwerke bei gleicher Leistung (ca. 750 PS) mit bis zu 30 Prozent weniger Kraftstoff auskommen.
Zudem wird die Geschwindigkeit in den Kurven wegen des geringeren Abtriebs deutlich niedriger sein, der Motor wird ein erheblich verändertes Fahrgefühl bewirken. Für die kleineren Teams möglicherweise eine Chance, sich den Großen der Branche ein Stück weit anzunähern.
Williams beispielsweise hinterließ mit Neuzugang Felipe Massa und dem Finnen Valtteri Bottas bei den Testfahrten einen ausgezeichneten Eindruck. Die neue Lackierung der Autos mit den in der Motorsport-Geschichte seit Jahrzehnten bekannten rot-blauen Streifen des Hauptsponsors Martini auf weißem Untergrund lässt den Wagen schon beim ersten Anblick deutlich attraktiver erscheinen als in den vergangenen Jahren.
Die Frage, was Ferrari mit den beiden ehemaligen Weltmeistern Fernando Alonso und Kimi Räikkönen zu leisten imstande ist, blieb bei den Testfahrten noch weitgehend ungeklärt. Teamchef Stefano Domenicali sieht die Scuderia gut aufgestellt. "Es gibt Signale, dass unser Projekt solide ist", sagte Domenicali, der glaubt, dass "die Machtverhältnisse frühestens nach den ersten drei, vier Rennen wirklich zu erkennen sein werden".
Vettel denkt übrigens trotz der vielen Rückschläge in den vergangenen Wochen nicht über einen Wechsel zu Ferrari oder Mercedes nach. "Ich bin kein Typ, der wegläuft, wenn es schwierig wird", sagte der 26-Jährige: "Das ist im Privaten und im Beruflichen so." Allerdings gehe er zunächst ohne konkretes Ziel in die neue Saison, in Australien wolle man dann erst einmal den bestmöglichen Job machen "und das Rennen beenden".
Insgesamt umfasst die Saison 19 Rennen. Hockenheim ist am 20. Juli Schauplatz des deutschen Grand Prix. Das Finale findet am 23. November in Abu Dhabi statt.