Die Eröffnungsfeier: Rubis Coup
Gerd Rubenbauer gilt als künstlerischer Leiter der Eröffnungsfeier der Ski-WM. So läuft die Party am Montagabend.
Das Schwierigste war die Probe – vor mehr als einem Jahr. Gerd Rubenbauer erinnert sich: „Bauen Sie mal den größten Videobeamer auf, den es derzeit gibt, und werfen Sie Projektionen auf den Berg, ohne dass das jemand im Ort mitkriegt!“
Irgendwann nach Mitternacht haben sie ausprobiert, ob das alles überhaupt funktionieren könnte. Schnell war man sich einig: Es könnte. Am Montagabend um 18 Uhr ist es soweit. Das Ergebnis von über einem Jahr Arbeit werden 11000 Zuschauer im Ski-Stadion – darunter Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel – und mehrere Millionen in der ARD verfolgen: die aufwändigste Eröffnungsfeier, seit es Ski-Weltmeisterschaften gibt.
Davon hat Rubenbauer als TV-Kommentator schon jede Menge erlebt, „und bei vielen Eröffnungsfeiern sind wir früher gegangen, das war meistens nicht so prickelnd“, erzählt der 62-Jährige. Fragt man in Garmisch nach dem Kurator oder künstlerischen Leiter der Eröffnungsfeier, kommt man stets bei Rubenbauer raus. Der Medienchef selbst bringt zwei andere Protagonisten ins Spiel: Max Hassemer, der Mann mit dem Riesen-Beamer, und Stefan Gundel, Unterhaltungs-Redakteur beim Bayerischen Rundfunk.
„Wir wussten: Wir brauchen eine tolle Visitenkarte“, erzählt Rubenbauer, „eine letzte Visitenkarte für Olympia 2018.“ Der Plan: Die Feier muss ins Fernsehen, nicht nur ins Bayerische, sondern bundesweit, ARD. Die Eröffnungsfeier einer Ski-WM, live im Ersten? Gab’s noch nie. Rubenbauer, der nicht weit von Garmisch in Habach bei Penzberg wohnt, sprach beim damaligen BR-Intendanten Thomas Gruber vor. Der sagte: „Warum nehmen wir denn nicht unser Rundfunk-Orchester dazu?“ Nun werden am Montag 81 Musiker zu Füßen der Skisprungschanze fideln, trompeten und die Pauke schlagen. Das Bundesinnenministerium öffnete die Schatulle mit den Fördergeldern und spendierte mehr als eine Million Euro. Hinzu kommen laut Rubenbauer vier weitere Millionen Euro aus dem Verkauf von WM-Münzen.
BR-Redakteur Gundel brachte den Beamer-Mann Max Hassemer und seine Berliner Agentur „dreinull“ ins Spiel. Die nennt sich Agentur für Mediatainment, wird den Aufsprunghügel unterhalb der Olympia-Schanze in ein riesiges Projektionsdisplay verwandeln und hat auch ansonsten einiges vor. „Wir wollen die Tradition betonen, das aber in einer zeitgemäßen Optik“, erklärt Hassemer, „es wird eine zentrale Nachricht geben: die von der Freundschaft unter den Athleten, wie bei Maria Riesch und Lindsey Vonn.“
Hassemers Leute haben die Trachtenvereine ins dreiviertelstündige Show-Konzept eingebunden, die Schnitzschule, Fingerhakler, Skilehrer, Maschkera-Träger, haben Ameli Neureuther die Trachten aussuchen lassen. Und: „Bei der Feier werden erstmals die Schuhplattler aus Garmisch mit den Schuhplattlern aus Partenkirchen eine Choreografie zeigen“, erzählt Hassemer. Insgesamt sind 300 Mitwirkende auf zwei Bühnen zugange. Zwei Monate lang wurde in der Tennishalle von Grainau geprobt.
Musikalisch verspricht es nicht nur „sehr laut“ (Hassemer), sondern auch bunt zu werden. Komponist Martin Lingau mischt Klassik (Richard Strauß’ „Rosenkavalier“ sowie die 15 Tenöre von Adoro mit einer Interpretation von David Bowies „Hero“) mit Pop (Christina Stürmer) und bayerischem Rock’n’Roll (Spider Murphy Gang). Den offiziellen WM-Song singt Österreichs Ski-Star Elisabeth Görgl mit ihrem Duett-Partner, Komponisten und Produzenten Christian Geisler. „You’re the Hero (between Heaven and Hell)“ heißt das Werk von „Lizz&Crizz“.
Und auch das Wetter spielt mit: Für Montagabend ist es sternenklar statt regnerisch gemeldet. „Das ist schließlich nicht nur ein sehr ambitioniertes, einzigartiges Projekt, sondern auch eine Outdoor-Veranstaltung“, sagt Fernsehmann Stefan Gundel, „und ob bei Regen die Projektionen lichtstark genug gewesen wären?“ Einziges kleines Restproblem: „Der Sendetermin liegt nun etwas früher, hoffentlich ist es da schon dunkel genug.“ Bis Mitternacht werden sie diesmal nicht warten können.
Thomas Becker