Die erkämpfte Staatsbürgerschaft

Armenien oder Deutschland? Box-Weltmeisterin Susi Kentikian hat sich entschieden - und boxt am Freitag erstmals offiziell als Deutsche.
DÜSSELDORF Fünf Jahre war Susi Kentikian alt, als ihre Eltern mit ihr aus dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Armenien nach Deutschland flüchteten. Jetzt, 15 Jahre später, kann die Box-Weltmeisterin Deutschland offiziell ihre Heimat nennen. Karin von Welck, Hamburgs Senatorin für Kultur und Sport, überreichte Kentikian gestern im Hamburger Rathaus die Einbürgerungsurkunde.
„Ich bin sehr stolz. Ein Teil von mir wird zwar immer Armenierin bleiben, aber ich fühle mich schon lange als Deutsche“, sagt die „Killer Queen“, die einen Deutsch-Test ablegen musste: „Ich bin eine echte Hamburgerin.“
Eine, die sich und ihrer Familie, die mehrfach vor der Ausweisung stand, durch Boxen erst das Bleiberecht in Deutschland erkämpft hatte. „Susi hat schon so viel erleben müssen, ist dabei aber ein so unerschütterlich positiver – fast unschuldiger – Mensch geblieben, das begeistert mich immer wieder“, sagt Dietmar Poszwa, Promoter von Kentikians Boxstall Spotlight, der AZ.
Freitag (22.25 Uhr, Pro7) wird die schwarz-rot-goldene Susi ihren Fliegengewichtstitel gegen Hagar Finer verteidigen. Der Kämpferin, die Box-Queen Regina Halmich in einem brutalen Kampf fast den Abschied verdorben hätte. „Finer ist sportlich die größte Herausforderung, die es im Moment gibt“, sagt Poszwa. Und dann gibt es noch die Herausforderung, in Halmichs Fußstapfen zu treten. Poszwa: „Die sind riesig. Aber Susi kann die Lücke, die Regina hinterlassen hat, ein wenig kleiner machen. Regina hat Türen geöffnet, von denen alle Boxerinnen profitieren werden. Auch Susi. Sie ist nicht Regina die Zweite, sondern Susi die Erste.“
Matthias Kerber