Die Deutschen vor dem NBA-Start: Newcomer und Altstar

Dallas - Die verkorkste EM ist abgehakt, jetzt wollen Dirk Nowitzki und Co. in der NBA wieder durchstarten. Rund sieben Wochen nach dem bitteren Vorrunden-Aus in Berlin greifen Dirk Nowitzki, Dennis Schröder und Tibor Pleiß mit ihren Teams in der besten Liga der Basketball-Welt wieder an. Den Auftakt macht Schröder mit den Atlanta Hawks an diesem Dienstag (Ortszeit) gegen die Detroit Pistons. Einen Tag später greifen Nowitzki mit den Dallas Mavericks in Phoenix und Pleiß bei seinem NBA-Debüt mit den Utah Jazz in Detroit ins Geschehen ein.
Für Nowitzki ist es bereits die 18. Saison in den USA, aber wohl noch nie seit seinen Anfangsjahren bei den Texanern waren die Aussichten so ungewiss wie vor der Spielzeit 2015/16. Wieder einmal ist es den Mavs nicht gelungen, dem Würzburger einen zweiten Superstar an die Seite zu stellen. Mit Center DeAndre Jordan war sich Club-Boss Mark Cuban bereits einig, ehe der 27-Jährige schlagzeilenträchtig doch einen Rückzieher machte und bei den Los Angeles Clippers blieb.
Nowitzki über Dallas: "Playoffs sind ein realistisches Ziel"
Nowitzki lässt sich die Laune dennoch nicht verderben und gibt sich vor der neuen Runde gewohnt zuversichtlich. Zwar sei in der starken Western Conference der nordamerikanischen Profiliga der Einzug in die K.o.-Runde kein Selbstläufer. "Wenn wir alle Spieler zur Verfügung haben und einen guten Rhythmus zusammen finden, sind die Playoffs aber ein realistisches Ziel", sagte Deutschlands Superstar im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Das Problem in der Vorbereitung war nur, dass Coach Rick Carlisle seinen Kader nicht ein einziges Mal komplett hatte. "Phasenweise saßen mehr Spieler draußen auf dem Fahrrad als auf dem Parkett standen", sagte Nowitzki. Chandler Parsons, Wesley Matthews und Deron Williams - sie alle fehlten. Kein Wunder, dass die Mavs alle ihre Vorbereitungsspiele verloren.
37-jähriger Nowitzki: "Normal, dass Spielzeit weniger wird"
"Das Gute ist, dass wir nicht jetzt zu Saisonbeginn unseren besten Basketball spielen müssen, sondern erst im kommenden Frühjahr", sagte Nowitzki. Er setzt darauf, dass Cuban im Laufe der Saison noch den einen oder anderen Spieler nach Dallas lockt. "Eine NBA-Saison ist lang und ich habe schon viel erlebt in meiner Karriere. Da kann sich noch viel tun bis zu den Playoffs", sagte der NBA-Champion von 2011.
Verändern wird sich auch seine eigene Rolle. Wie schon in der vergangenen Saison wird sich seine durchschnittliche Spielzeit wohl weiter reduzieren. Der 37-Jährige hat damit aber keine Schwierigkeiten. "In meinem Alter ist es ganz normal, dass die Spielzeit weniger wird. Ich habe kein Problem damit. Hauptsache ich kann meiner Mannschaft zum Sieg verhelfen", sagte Nowitzki.
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Während sich die Karriere des einstigen "German Wunderkinds" dem Ende zuneigt, steht Schröder immer noch am Anfang seiner Laufbahn. Die Erwartungen an den 22 Jahre alten Point Guard in Atlanta sind hoch. Nach dem Durchbruch in seiner zweiten NBA-Saison setzt Hawks-Coach Mike Budenholzer bei seinem Aufbauspieler auf den nächsten Schritt. Schröder selbst gab sich beim Medien Tag des Halbfinalisten der Vor-Saison ungewohnt zurückhaltend. "Wir wollen wieder so spielen, wie in der vergangenen Saison. Und dann schauen wir mal, was passiert", sagte der sonst um forsche Worte nicht verlegene Schröder.
Als dritter Deutscher ist jetzt Pleiß dabei. Während andere Nationalspieler wie Tim Ohlbrecht oder Elias Harris nur ein kurzes Intermezzo in der NBA erlebten, trauen die Experten dem Center eine bessere Rolle zu. Allerdings wird sich der 25-Jährige bei den Jazz zunächst einmal hinter Frankreichs Center Rudy Gobert anstellen müssen.
Pleiß über die NBA: "Nicht so einfach, sich daran zu gewöhnen"
"Ich freue mich riesig auf die neue Herausforderung", sagte Pleiß. Nowitzki ist von seinem Nationalmannschaftskollegen überzeugt. "Tibor muss sich zunächst an die sehr physische Spielweise in der NBA gewöhnen. Aber er hat gute Möglichkeiten, sich in seinem Team weiterzuentwickeln", sagte Nowitzki.
Vor dem NBA-Start sagt Pleiß: "Ich habe mir keine großen Ziele gesetzt, erst mal will ich überhaupt ins Team finden. Ich habe hier schon gegen Spieler gespielt, die ich nur vom Bildschirm kenne, das ist schon unglaublich." Der NBA-Neuling dämpft die Erwartungen. "Hier wird ein ganz anderer Basketball gespielt, es ist nicht so einfach sich daran zu gewöhnen."
Beim Abschlusstest durfte Pleiß nicht lange spielen
Pleiß will sich bei der Erfüllung seines großen Traumes keinen Stress und keinen Druck machen. Daher setzt sich der 2,18-m-Riese für seine Rookie-Saison auch keine bestimmten Statistikwerte und Einsatzzeiten als Ziele. "Meine Coaches sind sehr zufrieden, dass ich so hart trainiere. Aber sie erklären mir auch, dass es ein langer Prozess ist", sagte der Center.
Die Jazz beendeten die Vorbereitung mit drei Siegen und vier Niederlagen. Pleiß kam sechsmal zum Einsatz, im Schnitt erhielt er zehn Minuten Einsatzzeit und kam auf 2,3 Punkte. Bei der Generalprobe der Jazz gegen die Denver Nuggets stand der gebürtige Bergisch-Gladbacher allerdings nur 2:34 Minuten auf dem Parkett.