Die Bergwacht: "Immer erreichbar"
Die Bergwacht kümmert sich im Winter Tag und Nacht um Wintersportler in den Skigebieten. Wer eines Tages mithelfen möchte, muss erst einmal 730 Stunden spezielle Ausbildung durchlaufen
AZ: Herr Breuer, Sie sind der geschäftsführende Bereitschaftsleiter der Bergwacht München und kümmern sich darum, dass verunglückten Personen in unwegsamem Gelände geholfen wird. Nun steht der Winter bevor. Das dürfte für Sie erhöhte Alarmbereitschaft bedeuten, oder?
HEINRICH BREUER: Das stimmt. Sobald es schneit und die Wintersportgebiete öffnen, ist in den Bergen einiges los. Aber das ist für uns natürlich nichts Neues.
Wie läuft so der Dienst eines Bergwachtlers?
Die Bergwacht ist ja eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und Teil des bayerischen Roten Kreuzes. Alle arbeiten hier ehrenamtlich. Unser Einsatzgebiet erstreckt sich dabei auf die Regionen um Garmisch, Lenggries, Spitzing und Bayrischzell. Meistens fährt man bereits am Freitagabend in sein Gebiet und nimmt dann am Samstag gleich die erste Bergbahn oder den ersten Lift, um so in das jeweilige Wintersportgebiet und zu seiner Diensthütte zu gelangen. Nachdem man das Material und die Ausrüstung vor Ort gecheckt hat, beginnt so um 8.30 Uhr der Dienst.
Auf der Piste?
Das wäre schön. Natürlich fährt man auch Ski, allerdings nicht zu seinem Vergnügen. Man befindet sich auf Streife, kontrolliert die Pisten und schaut, ob Gefahren vorhanden sind, die Sportler gefährden – wie umgestürzte Bäume. Währenddessen sind wir natürlich immer über Funk in Alarmbereitschaft.
Und wenn es einen Skifahrer oder Snowboarder zerlegt, dann sind Sie zur Stelle.
Ja – Bei ganz normalen Unfällen, aber natürlich genauso bei Lawinenabgängen, Personensuche oder gefährlichen Bergungen im alpinen Gelände. Dazu gehören auch Hubschraubereinsätze.
Und wenn der letzte Skifahrer abgefahren ist, haben Sie Feierabend?
Nein. Da beginnt dann die Nachtschicht. Wenn die Lifte und Bergbahnen nicht mehr fahren, befinden sich ja trotzdem viele Menschen in den Bergen – auf den Almhütten und in den Bergdörfern. Da ist schnelle Hilfe natürlich auch wichtig. Und da sind wir per Funk immer erreichbar.
Wie wird man Bergwachtler?
Jeder kann sich bei uns bewerben. Man sollte allerdings schon absolut fit im Gebirge sein, sonst benötigt man plötzlich selber Hilfe als Helfer. Das wäre nicht gut. Die Ausbildung zum Bergwachtler ist sehr vielseitig und umfangreich, dauert um die zwei Jahre und kostet den Auszubildenden nichts.
Die Bergwacht-Ausbildung ist kostenfrei?
Es handelt sich hier ja um ein Ehrenamt. So lässt man sich innerhalb der zwei Jahre zum Sanitäter ausbilden, lernt die Sommer- und Winterrettung im unwegsamen Gelände und kann neben einer Funk- sowie Lawinen- auch noch eine Hubschrauber-Ausbildung ablegen. Das sind insgesamt um die 730 Stunden, die man investieren muss.
Bilden Sie Jugendliche aus?
Wir haben zusammen mit dem DAV eine Jugendgruppe, die beginnt ab 14 Jahren. Mit 16 Jahren kann man bereits die Ausbildung starten.