Die Bayern in der Bundesliga-Falle

Gattusos Absage macht es deutlich: Der Meister tut sich beim Werben um Weltstars schwer. Grund ist nicht der Klub an sich, sondern die Liga in der man spielt. Die Bayern in der Bundesliga-Falle.
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Luca Toni hatte mehrfach für seinen Landsmann Gattuso geworben.
AP Luca Toni hatte mehrfach für seinen Landsmann Gattuso geworben.

Gattusos Absage macht es deutlich: Der Meister tut sich beim Werben um Weltstars schwer. Grund ist nicht der Klub an sich, sondern die Liga in der man spielt. Die Bayern in der Bundesliga-Falle.

MÜNCHEN Sie wähnen sich auf dem Weg nach ganz oben, nach ganz oben in Europa. Den Champions-League-Triumph hat Uli Hoeneß im Visier. „Unser Ziel ist es, nicht nur in Deutschland die Nummer eins zu sein“, hatte der Manager auf dem Rathausbalkon gerufen, „wir werden alles tun, um das Ziel irgendwann zu erreichen.“ Das heißt, weitere Weltstars – wie vor dieser Saison Luca Toni und Franck Ribéry – sollen nach München kommen, um den großen Traum „sehr bald“ (Hoeneß) wahrzumachen.

Die national unerreichbaren Bayern nun mit Globetrotter Jürgen Klinsmann als Coach auch vor einer großen internationalen Zukunft? Doch ganz so einfach ist die Sache nicht: Am Montag gab es den ersten Rückschlag: Wunschkandidat Gennaro Gattuso (30) sagte ab. Er wird seinen Vertrag beim AC Mailand bis 2011 erfüllen. Doch warum? Das Interesse – Hoeneß hatte dies bestätigt – war beiderseits vorhanden. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte auf die Asien-Reise verzichtet.

Es war die Nagelprobe: Kann der FC Bayern einen Weltstar von einem der ganz großen Klubs loseisen? Stimmt, was Rummenigge vor dem Uefa-Cup-Aus gesagt hatte: „Die Großen registrieren uns bereits wieder“?

Es fehlen sportliche Herausforderungen

Die Bayern handelten sich eine Abfuhr ein. Trost und Problem zugleich: Grund ist nicht der Klub an sich, sondern die Liga in der man spielt. Die Bayern in der Bundesliga-Falle.

Auch Luca Toni, der mehrfach bei Gattuso für Bayern geworben hatte, sieht das Problem. „Es gibt in Deutschland nicht so viele sehr starke Mannschaften wie in Italien“, erklärte er in Mailand bei der Vorstellung seiner Website (www.lucatoni.com), „es gibt nur ein, zwei Mannschaften, die mit Bayern mithalten können. Das ist der größte Unterschied.“

Heißt im Klartext: Sogar wenn Bayern bereit ist, Millionengehälter wie in Italien oder Spanien zu zahlen, sogar wenn die Bayern trotz der geringeren TV-Gelder Summen wie in England aufrufen, die fehlende sportliche Herausforderung ist ein Problem. Nicht immer klappt, was bei Toni und Ribéry möglich war: Toni hatte seinem Präsidenten beim AC Florenz versprochen, nicht innerhalb Italiens zu wechseln. Und Ausnahmetalent Ribéry galt als schwierig.

Tatsächlich hatte Gattusos Berater noch am Montag vor dem Treffen seines Klienten mit Milan-Boss Adriano Galliani und dem früheren AC-Präsidenten Silvio Berlusconi gesagt, der Weltmeister würde gerne in einer Liga mit weniger Stress spielen. Eine nette Umschreibung für Bayerns Dilemma: Die Bundesliga als stressfreies Austragstüberl für alternde Stars?

Hans-Jörg Butt soll Nummer zwei werden

Nach dem Treffen wollte Gattuso – seit 1999 bei Milan – davon nicht mehr viel wissen. „Ich hatte ein sehr gutes Angebot“, gab er zu, „aber manchmal ist es eben so: Du willst gehen, aber wenn du dich entscheiden musst, fällt es dir doch schwer. Galliani hat mir klar gemacht, dass ich mich aus dem Fenster werfen müsste, um Milan zu verlassen.“ Gattuso verzichtete auf den Absprung.

Wesentlich besser dürften übrigens die Chancen der Bayern bei Hans-Jörg Butt stehen. Der Torwart-Routinier (34) von Benfica Lissabon soll hinter Michael Rensing die Nummer zwei werden. Sein Berater dementierte die Gerüchte nicht. München sei „schön“, stellte Jörg Neblung fest.

Ob sich damit künftig auch die Gattusos dieser Welt beeindrucken lassen?

J.Schlosser, F.Cataldo

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