Die Bankrott-Erklärung der Eishockey-Cracks

Bei der Eishockey-WM verliert das deutsche Team sogar gegen Österreich. Bundestrainer Krupp redet die Blamage schön – und darf doch im Amt bleiben.
von  Abendzeitung
Die Niederungen des deutschen Eishockeys: Das Team um Sebastian Osterloh (r., hier gegen Gerhard Unterluggauer) verliert bei der WM auch gegen Österreich (0:1).
Die Niederungen des deutschen Eishockeys: Das Team um Sebastian Osterloh (r., hier gegen Gerhard Unterluggauer) verliert bei der WM auch gegen Österreich (0:1). © dpa

Bei der Eishockey-WM verliert das deutsche Team sogar gegen Österreich. Bundestrainer Krupp redet die Blamage schön – und darf doch im Amt bleiben.

BERN Uwe Krupp ist bekennender Fan von Jürgen Klinsmann, dem wegen anhaltender Erfolglosigkeit geschassten Ex-Bayerncoach. Dem Eishockey-Bundestrainer könnte nach dem Albtraum von Bern das gleiche Schicksal wie Klinsmann drohen: Sein Team hat in der Abstiegsrunde gegen Österreich 0:1 verloren, es war die erste Pleite seit 75 Jahren gegen die Alpenrepublik bei einer WM. Eine Blamage, die Krupp den Job kosten könnte – wenn, ja wenn die Deutschen nicht im nächsten Jahr die WM ausrichten würden. Als Gastgeber ist Deutschland qualifiziert und kann daher nicht absteigen.

Die jüngsten Fehlleistungen bleiben daher ohne Folgen. Krupp behält seinen Posten. Man sehe bei ihm ein klares Konzept und glaube fest daran, erklärte Franz Reindl, der Generalsekretär des DEB.

Dabei war die Leistung bei der WM in der Schweiz zur Bankrott-Erklärung geraten: Fünf Spiele, fünf Pleiten. Die Niederlage gegen Eishockey-Zwerg Österreich wurde zum Tiefpunkt. „Wir haben alles gemacht, was man machen kann, um gut vorbereitet ins Turnier zu gehen. Wir haben Spieler von Welt-Niveau, der Trainerstab hat alles versucht. Trotzdem sind die Fakten, wie sie sind“, sagte ein sichtlich verzweifelter Franz Reindl.

Die Fakten sehen so aus: Österreichs Siegtorschütze Thomas Koch erzielte gegen Deutschland seinen vierten Turnier-Treffer. Er hat alleine genauso viele Tore erzielte wie die gesamte deutsche Mannschaft in fünf Partien. Koch gegen Deutschland endet quasi unentschieden.

Krupp, der vor dem Turnier das Viertelfinale als Ziel ausgegeben hatte, gab auch in dieser elementaren Krise den Klinsmann – und redete die Pleiten schön: „Der kämpferische Einsatz stimmt. Wir haben kein Glück beim Schuss und beim Rebound. Dabei üben wir ja Torschüsse. Wir haben keinen Lauf.“ Etwas Selbstkritik hörte man dann aber auch heraus. „Vielleicht haben wir zu sehr nach oben geschaut und dabei vergessen, auch nach unten zu blicken.“ In den Abgrund, vor dem das deutsche Eishockey nun steht. Deutlicher in der Analyse wurde Reindl: „Viele Dinge laufen nicht so, wie sonst. Manche Spieler sind mit der Situation überfordert. Aber diesen Druck muss man als Sportler aushalten können.“

Am Montag (12.15 Uhr, DSF) kann Deutschland gegen Ungarn nun zumindest verhindern, Letzter zu werden. Der Aufsteiger, von EHC-Erfolgscoach Pat Cortina trainiert, steht – aufgrund Deutschlands Gastgeber-Bonus – als Absteiger fest. Für Ungarn ist aber allein die Teilnahme, die erste in der Geschichte des Landes, ein Erfolg. Für Deutschland hingegen ist das Turnier ein einziges Fiasko.

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