Die Alt-Meister-Frage: Steigen nach Vettel auch Alonso und Hamilton aus?

Wenn es in der Formel 1 um die Champion-Frage geht, ist damit kaum die laufende Saison gemeint. 63 Punkte liegt Titelverteidiger Max Verstappen nach zwölf von 22 Grand Prix im Klassement vorne.
Auch wenn am Sonntag nun der Große Preis von Ungarn ansteht, den der Niederländer noch nie gewonnen hat - bei diesem Vorsprung kann eigentlich nichts mehr anbrennen. Die Champion-Frage dreht sich um die Alt-Meister. Was wird aus ihnen? Machen sie den Vettel oder drücken sie das Gas-Pedal weiter durch?
Löst Vettel eine Rücktrittswelle aus?
Ausgelöst hat die Frage Sebastian Vettel, der ja zurückgetreten ist. Der Weltmeister von 2010 bis 2013 sprach von geänderten Zielen. Seine Karriere wurde zum Dilemma: Vettel macht sich auf dem Helm für die Anti-Klimawandel-Bewegung stark und bläst Abgase aus dem Auspuff. Geldgeber seines Rennstalls Aston Martin ist Saudi Aramco, das tagtäglich Hauptölförderer ist und seit Jahrzehnten mit die meisten Treibhausgase überhaupt ausstößt.
Dieser Zwiespalt hat nach dem letzten Rennen der Saison ein Ende. Papa Norbert findet den Rücktritt seines Sohnes "sehr schade, aber ich verstehe ihn. Das war eine unglaubliche Karriere meines Sohnes und der Tiefpunkt war Österreich. Das hat ihm so sehr weh getan, am Ende des Feldes herumzufahren und das hat diesen Gedanken noch beschleunigt."
Motorsport-Größe im Karriereherbst mit abgefallener Formkurve - das Thema kennt auch Lewis Hamilton. Vor dieser Saison hielten sich die Gerüchte, der siebenfache Weltmeister stehe vor dem Karriereende. Der 37-jährige Mercedes-Pilot fährt nun doch - aber nicht so dominant wie gewohnt. Trotz zuletzt verbesserter Form rangiert er nur auf Gesamtrang sechs.
Was machen Hamilton und Alonso?
Hamilton gab Vettel, wie viele Fahrerkollegen und andere Sportler, warme Worte mit. Der Rücktritt des zwei Jahre jüngeren Deutschen habe ihn aber nicht zum Nachdenken gebracht. "Wahrscheinlich werde ich, wenn ich aufhöre, noch Benzin im Tank haben. Ich glaube nicht, dass ich fahre, bis ich komplett ausgebrannt bin. Das ist aber hoffentlich noch eine Weile weg." Er sagt auch: "Bevor man sich versieht, wird Fernando nicht mehr da sein und dann. . . wer ist danach da? Ich werde der Älteste sein."
Wobei auch das noch dauern kann. Denn auch der angesprochene Fernando Alonso, mit 41 Jahren ein Formel-1-Dinosaurier, hat keine Eile, aus dem Cockpit auszusteigen. Er vermutet, dass bei Vettel die Familie bei der Entscheidung eine Rolle gespielt haben könnte, er selbst habe keine.
Darum sei ein Rücktritt "kurzfristig keine Option". Und das, da er die Formel 1 "zu langweilig" findet, wie er vor kurzem dem niederländischen Sender "NOS" sagte. Sie biete, siehe Verstappen, wenig Abwechslung. Ein Dilemma.
Alonso gehört nicht mehr zu den Sieganwärtern. Nicht auf die Saison bezogen, auch nicht bei einzelnen Rennen. Seine Titel 2005 und 2005 sind beinahe in Vergessenheit geraten, sein letzter Grand-Prix-Sieg gelang ihm 2013. Sporadisch fährt er noch aufs Stockerl, die Top-10 sind oft für ihn drin.
Er hat beim vorigen Rennen den ewigen Rundenrekord aufgestellt (18 672). Er sagt, er fühle sich "frischer denn je".
Mick Schumacher bald der letzte Deutsche in der Formel 1
Wo Alonso weitermachen wird, ist noch offen. Mögliche Option: Aston Martin. Der Spanier stand vor zwei Jahren dort schon mal zur Debatte. Jetzt sei er bei Alpine "zufrieden". Die Vettel-Nachfolge könnte Mick Schumacher gehören. Der 23-Jährige zeigt ansteigende Form. Bei der Scuderia Ferrari, bei der sein Vater Michael zur Legende wurde, sind die Plätze aber belegt.

Schumacher wird künftig wohl der einzige Deutsche in der Formel 1 sein. Er will ein Vorbild sein. So, wie es Vettel gewesen ist. Etwa für Lando Norris, der auf Instagram ein Bild von sich als rotbäckigen Bub mit Anzug und Fliege postete - neben dem damaligen Weltstar.
Heute fährt der 22-jährige für McLaren und liegt in der Gesamtwertung auf Rang sieben - einen hinter Hamilton, sieben vor Vettel
Auch Idole haben Tiefs. Und Zweifel.