Die Adler stürzen wieder ab!

WILLINGEN - Bei der Vierschanzentournee konnten sich die deutschen Skispringer um Martin Schmitt noch feiern lassen. Doch seitdem geht es mit den DSV-Adlern im Steilflug berab, den Tiefpunkt erreichten sie am Wochenende in Willingen. Und das ausgerechnet so kurz vor der WM in Liberec (18.2. bis 1.3.)
Martin Schmitt übermotiviert, Michael Uhrmann krank und Michael Neumayer im Formtief: Skisprung-Bundestrainer Werner Schuster plagen große Personalsorgen. Die Team Tour ist bereits vor der zweiten Station Klingenthal abgehakt, nun droht die bisher so erfolgreiche Saison kurz vor der WM zu kippen.
Schuster packt seine Jungs deshalb bei der Ehre: „Wir werden auf eine Probe gestellt. Jetzt werden wir sehen, wie charakterstark wir sind und wie wir als Team zusammenhalten.“ Man habe sich in Willingen nicht so präsentiert wie man sollte. Das Team war als Vierter am angestrebten Podestplatz vorbeigesprungen, Schmitt hatte bei sehr schwierigen Bedingungen nur Platz 16 belegt.
Schmitt ist jedoch für Schuster derzeit das geringste Problem, der Routinier muss lediglich ein bisschen gezügelt werden. „Er hat nach dem ersten Durchgang gespürt, dass es ganz nach vorn gehen kann, und hat zu viel gewollt“, sagte der Österreicher: „Er hatte bei den Bedinungen keine Chance, und ein kleiner Fehler hat ihn noch zusätzliche Meter gekostet.“
Weit tiefere Sorgenfalten treibt Uhrmann seinem Coach vor allem im Hinblick auf die WM in die Stirn. Schmitts alter Weggefährte laboriert noch immer an einer verschleppten Erkältung und fällt für die gesamte Team Tour aus. Uhrmann wäre laut Schuster lieber gesprungen, doch man habe Vernunft walten lassen. Diese Woche soll die deutsche Nummer zwei „körperlich wieder Fuß fassen“ und erst wenige Tage vor der am 18. Februar in Liberec beginnenden WM auf der Schanze trainieren.
Sorgen machten in Willingen auch Neumayer und Stephan Hocke. Die eigentlich verlässlichen Springer stecken im Formtief und erreichten am Sonntag nicht einmal das Finale der besten 30. Schuster gibt zu, dass Neumayer ein wenig an Klasse verloren habe, sein Schützling selbst ist ratlos: „Eigentlich habe ich kaum Fehler gemacht.“
Hocke, in den vergangenen Wochen zu Schusters Lieblingsschüler aufgestiegen, war nach den Wachsproblemen im Team-Springen tags darauf noch nicht wieder bei alter Leistungsstärke. Gut möglich, dass Schuster ihn mit Sondertraining wie schon beim Weltcup in Zakopane wieder in die richtige Spur bringt.
Der Bundestrainer stahlt trotz der Turbulenzen seine gewohnte Gelassenheit aus und will jeglichen Anflug von Panik verhindern. „Das sind die normalen Wellen im Skispringen. Wir werden nichts dramatisieren und sachlich und zielorientiert weiterarbeiten“, sagte Schuster. Das Ziel ist dabei nach wie vor die WM-Medaille mit dem Team: „Die können wir aus eigener Kraft holen.“