Deutschland vs. Österreich: Wenn der Nachbar nervt
Am Mittwoch kommt es bei der Eishockey-WM für die DEB-Auswahl zum Abstiegs-Endspiel gegen Österreich. Ein Duell der besonderen Art – wie diese fünf Beispiele der Sportgeschichte zeigen
Helsinki - Es gibt nicht viele 3:2-Siege gegen einen ausgesprochenen Rivalen, die als Blamagen in die Geschichte des Sports eingegangen sind. Für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ist der 3:2-Sieg nach Verlängerung gegen Österreich in der Olympia-Qualifikation allerdings so ziemlich das tragischste Ereignis in der jüngeren Vergangenheit des Sports: Ein Sieg nach 60 Minuten hätte die Olympia-Qualifikation bedeutet. Die Verlängerung kostete Punkte – und die Österreicher holten sich den Startplatz.
„Das spukt schon noch im Kopf herum”, sagt Torhüter Dennis Endras. „Da ist noch eine Rechnung offen”, sagt Verteidiger Moritz Müller. Denn ausgerechnet gegen die Österreicher geht es bei der WM in Finnland am Mittwoch (15.15 Uhr/Sport1) gegen den Abstieg – auch diesmal ist für die Mannschaft von Ex-EHC-Coach ein Sieg Pflicht.
Deutschland gegen Österreich – das ist nicht nur im Eishockey ein Länder-Duell mit kuriosen und spannenden Geschichten:
Ski-WM 2013: Geliebter Feind. Die vergangene Saison war für Felix Neureuther die Saison seines Lebens – Neureuther schafft es endlich, regelmäßig auf dem Stockerl zu stehen und etabliert sich in den Technikdisziplinen in der Weltspitze. Der bisherige Höhepunkt: Die Silbermedaille im Slalom bei der WM 2013 in Schladming. Neureuthers einziges Problem: Der Österreicher Marcel Hirscher, der als Gesamtweltcupsieger auch Gold holte. Eine Fortsetzung des Duells in den kommenden Jahren ist höchst wahrscheinlich. Allerdings taugt die Rivalität der beiden Ski-Stars keineswegs zum nationalen Aufreger: Privat sind Neureuther und Hirscher sehr gut befreundet.
ATP Turnier in Monaco, 1995: Helden unter sich. Boris Becker, damals die Nummer drei der Welt, nennt die Finalniederlage gegen Österreichs Kult-Tennisstar Thomas Muster später „die schlimmste seiner Karriere.” Becker gewinnt zwei Sätze: 6:4, 7:5. Und wird am Ende doch von Muster abgeschossen: 1:6, 6:7, 0:6. Dabei war Muster bei seinem Halbfinal-Sieg am Tag zuvor noch zusammengebrochen und hatte die Nacht im Krankenhaus verbracht. Becker äußerte nach dem Turnier – haltlose – Dopingvorwürfe.
Fußball-WM 1978: Die Mutter aller Blamagen. Als Weltmeister scheidet die Nationalmannschaft unter Trainer Helmut Schön nach einem 2:3 gegen Österreich in der Vorrunde aus. Der südliche Nachbar zehrt noch heute von dem Erfolg in Argentinien, der in Deutschland als die Schmach von Cordoba in die Geschichte einging. Legendär wurde auch Ösi-Kommentator Edi Finger, der bei Hans Krankls entscheidendem Treffer brüllte. „I werd narrisch!” Finger wird auch heute gerne noch bei großen Erfolgen zitiert.
Fußball-WM 1934: Ein 3:2 zum Feiern. Die Weltmeisterschaft in Italien ist die erste für die deutsche Auswahl. Sie kämpft sich bis ins Spiel um Platz drei vor – um dort auf den Angstgegner zu treffen: Österreich. In den Jahren zuvor hatte es gegen den Nachbarn Packungen mit 0:5 und 0:6 gegeben. In Neapel allerdings gewinnt Deutschland dann – 3:2. Und zwar nach regulärer Spielzeit.
Vierschanzentournee: Gemeinsam und doch gegeneinander. Erst Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen, dann Innsbruck und Bischofshofen jenseits der Grenze: Die Tournee ist das Prestige-Event der Skispringer. Noch liegt Deutschland in der Nationen–Wertung mit 16-Gesamtsiegen knapp vor Österreich (14 Titel). Die holen mit zuletzt vier Siegen in Serie aber gewaltig auf.