Deutsches Team offiziell im Olympia-Dorf begrüßt
Vancouver (dpa) - Mit Trommelwirbel und Nationalhymne, ist die deutsche Mannschaft bei blauem Himmel im olympischen Dorf von Vancouver begrüßt worden. Der Blick auf den False Creek und das BC Place Stadium begeisterte bei der offiziellen Willkommens-Zeremonie auch Anni Friesinger-Postma.
«Echt super, einfach nur schön. Wir wachen auf und gucken da rüber und sagen uns: Da würden wir gerne stehen, wenn die Medaillen vergeben werden», sagte die Eisflitzerin und strahlte mit der Sonne um die Wette. Hellauf begeistert zeigten sich die rund 40 Athleten, Betreuer und Funktionäre, die sich auf dem Dorfplatz versammelten, von den Unterkünften. «Hier kommt bestimmt kein Lagerkoller auf», versicherte Eiskunstläufer Stefan Lindemann.
Auch die Paarlauf-Weltmeister Robin Szolkowy und Aljona Savchenko sowie die komplette DOSB-Funktionärsriege um Präsident Thomas Bach, Generaldirektor Michael Vesper und Chef de Mission Bernhard Schwank lauschten den traditionellen Liedern einer Indianergruppe und genossen den sonnigen Tag. «Das ist ein gutes Zeichen», meinte Leistungssportdirektor Ulf Tippelt.
«Das Dorf ist ganz hervorragend und liegt toll am Wasser. Sehr, sehr attraktiv», sagte Vesper. 1,1 Milliarden Kanada-Dollar (648 Millionen Euro) hatte sich die Stadt Vancouver die 1100 Wohneinheiten, die nach den Spielen verkauft werden, kosten lassen - fast 131 Millionen mehr als geplant. «Viel besser, gemütlicher und wärmer», so Savchenko, als 2006 in Turin seien die Unterkünfte. «Wir haben Fernsehen und Internet-Sticks auf den Zimmern», sagte ihr Partner Szolkowy. «Aber es gibt auch Nationen, die haben das nicht.»
Die bisher 25 eingetroffenen deutschen Athleten wohnen in Appartements mit Parkettboden, Ledersofas und meist noch kahlen Wänden. «Viel Platz», sagte Marco Weber, der sich zusammen mit seinen Eisschnelllauf-Kollegen Patrick Beckert und Nico Ihle eine Dreier-WG teilt. Sogar ein Fahrrad hat das Trio mitgebracht, damit auf Rollen trainiert werden kann. Dabei gibt es für die über 2700 Dorf-Bewohner auch ein Fitnessstudio auf dem Gelände, zudem ein Internetcafé, ein «Wohnzimmer» als Treffpunkt mit Tischfußball, Bar und Computerspielen, eine Post, ein Reisebüro, Andenken- und Sportläden und natürlich ein Restaurant: Auf 4200 Quadratmetern werden hier während der Spiele etwa 300 000 Mahlzeiten zubereitet, von der Bratwurst bis zu Sushi.
Jacques Rogge ließ sich bei seiner Besichtigungstour Pasta und Lachs aus British Columbia schmecken, die Diät-Cola glich er durch einen Schoko-Riegel aus. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) will nach eigenen Angaben 40 Prozent seiner Nächte in der Athleten-Herberge schlafen, den Rest im Hotel des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). «Personen, die mehr Spiele erlebt haben, sagen mir, dass es das beste Dorf ist, das sie gesehen haben» sagte Rogge nach einer Mahlzeit in der Mensa. Das Gleiche gelte für die Athleten-Unterkunft in Whistler: «Überragend.»
In der Hardwick Avenue leben nicht nur die deutschen Sportler: Hier wirbeln die sieben Hauptamtlichen des DOSB, daneben sind Pressestelle, Wettkampfbüro und die medizinische Abteilung eingerichtet. Chefarzt Bernd Wolfarth schwärmte vor allem von der Zusammenarbeit mit der Poliklinik im Dorf. «Großes Kino», sagte er. «Wir sind mit denen vernetzt und die Technik dort ist vom Feinsten.»
So stehen in einem großen Truck mobile Kernspin- und Computer- Tomographen. Klaus Eder, der auch Physiotherapeut der Fußball- Nationalmannschaft ist, hat seine schwarz-rot-goldenen Liegen aufgebaut. Seit 1988 ist er mit den Profikickern bei Welt- und Europameisterschaften in den nobelsten Hotels der Welt unterwegs. Für Olympia kann er sich jedes Mal aufs Neue begeistern: «Man ist hier nicht so kaserniert und die Multikulti-Atmosphäre gefällt mir einfach. Man lernt hier tausend Leute kennen.»