Deutsche Adler: Abgeschmiert!

Die Deutschen um Freund und Freitag springen bei der Vierschanzentournee den Erwartungen hinterher. Trainer Schuster übt sich vor den zwei letzten Wettkämpfen in Durchhalteparolen.
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Innsbruck - Vom Überflieger zu Geier Sturzflug. So schnell kann’s gehen. Zmindest abwärts. Die deutschen Skispringer, die noch vor wenigen Wochen in Serie aufs Podest flogen, springen bei der Vierschanzentournee der Konkurrenz, aber auch den eigenen hochgesteckten Erwartungen hinterher. Zur Halbzeit der traditionsreichsten Skisprung-Veranstaltung liegt kein einziger Deutscher in den Top 10 der Gesamtwertung. Richtig abgeschmiert!

Am schlimmsten hat es Severin Freund erwischt. Er, der als Mitfavorit in die Tournee gestartet war, erlebt beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen ein wahres Skisprung-Debakel, als 32. konnte er sich nicht einmal für den zweiten Durchgang qualifizieren. Das ist im Skispringen ein Salto nullo. „Severin ist eben auch nur ein Mensch“, versuchte Bundestrainer Werner Schuster abzuwiegeln. Wenn man sich so anhört, was er sagt, dann klingt das eher nach Zweckoptimismus als nach Überzeugung. „Wir haben noch zwei Wettbewerbe. Und wir haben Athleten, die dort auf das Podium springen und auch gewinnen können“, sagt er vor den Bewerben in Innsbruck (Samstag) und Bischofshofen (Montag). Mit Richard Freitag (Neunter) und Andreas Wank (Fünfter) haben zumindest zwei DSV-Adler in Garmisch-Partenkirchen für gute Einzelplatzierungen sorgen können.

Was Schuster fast schmerzlich vermisst, ist der eine Springer, der konstant und verlässlich vorne dabei ist. „Für so ein Großereignis brauchst du einen Mann, der sein Paket geschnürt hat und auf einer Welle surft“, sagte Schuster: „Einer, der das volle Vertrauen in seine Leistungsfähigkeiten hat.“ Und den gibt es im deutschen Team derzeit nicht.

Severin Freund wird bei diesen Worten genau hingehört haben. Denn wer, wenn nicht er, ist nach dem Sieg Anfang Dezember in Lillehammer mit Selbstvertrauen in die Tournee gegangen? Schuster sprach davon, dass es derzeit keine „Hierarchie im Team“ gebe. Auch hier dürfte sich Freund angesprochen fühlen, er ist derzeit nur Mitläufer statt der erhoffte Vorflieger.

Woran liegt es also, dass die DSV-Adler immer abstürzen, wenn ein großer Titel winkt? Am Druck? Freund glaubt das nicht. „Ich würde die Gründe nicht bei Druck, Angst oder einem Großereignis suchen. Schließlich bin ich letztes Jahr in Oberstdorf Dritter geworden“, sagt der Münchner. Außenstehende wie Sven Hannawald sprechen dagegen von einem „mentalen Problem“.

Schuster selbst war es, der die Erwartungen geschürt hatte. Deswegen kommt eben auch kein Jubel mehr auf, wenn ein Wellinger in Garmisch etwa starker Fünfter wird. „Wenn das einer vor drei Jahren gesagt hätte, wären alle zufrieden gewesen. Die Ansprüche sind gestiegen“, sagt Schuster.

Einer, der diesen Ansprüchen nun nicht mehr genügt, ist der ehemalige Überflieger, der Olympiasieger und viermalige Weltmeister Martin Schmitt. Der 35-Jährige wurde nach Platz 27 in Garmisch von Schuster aus dem Kader gestrichen. „Er ist ein großer Sportsmann, ein Vorbild für alle“, sagt Schuster. So einen sucht Schuster jetzt wieder. Einen wie Schmitt.

 

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