Deutsch-deutsches Hassduell
Niveaulose Provokation vor dem WM-Kampf: Wie Sebastian Sylvester Rivale Felix Sturm entthronen will. "Jagen, rammen, versenken!"
OBERHAUSEN Ein gemeinsames Foto? Keine Chance. Ein Handschlag? Niemals. Tatsächlich geht der WM-Kampf, der am Samstag (22.00 Uhr, ZDF live) zwischen Weltmeister Felix Sturm und Pflichtherausforderer Sebastian Sylvester ausgetragen wird, weit über einen normalen Fight hinaus. Der erste deutsch-deutsche WM-Kampf seit April 2000 ist, genau wie der Fight vor acht Jahren zwischen Graciano Rocchigiani und Dariusz Michalczewski, ein Hassduell.
„Diese Sache ist persönlich, dafür ist viel zu viel vorgefallen, was unter der Gürtellinie war. Ballyhoo ist das eine, aber da wurden Grenzen überschritten“, sagt Jean-Marcel Nartz, der technische Direktor des Boxstalls Universum, bei dem Sturm unter Vertrag ist.
So schaltete das Wiking-Team von Sylvester in der Fachzeitschrift „Box-Sport“ Comic-Anzeigen, in denen Sturm lächerlich gemacht, in denen auch vor der Familie des 29-Jährigen nicht Halt gemacht wird. Und auch Sylvester ging Sturm persönlich an, nannte ihn nur bei seinem bosnischen Geburtsnamen Adnan Catic. Sylvester meinte, dass „jeder für das Land boxen sollte, wo er herstammt“. Dass Sturm in Leverkusen geboren ist, stört den Greifswalder hierbei nicht. „Felix ist es egal, wenn der andere ihn Adnan nennt, aber Sylvester hat ja gemeint, dass Felix für ihn kein echter Deutscher sei. Und als es um die Familie und seine Abstammung ging, da war Schluss. Jeder, der weiß, wie eng Felix mit seiner verstorbenen Mutter war, weiß, wie heilig ihm die Familie ist“, sagt Nartz, der die Aktionen der selbst ernannten Wikinger als „primitiv“ bezeichnet: „Sie sagen, das gehört dazu. Da sage ich: Nein, es gibt Grenzen.“
Die man im Sylvester-Camp anders zieht. Den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit, den will Sylvester nicht stehen lassen: „Ich habe kein Problem mit Adnans Herkunft. Wir beim Wiking-Team sind keine Nazis und Rassisten. Aber was soll ich tun, die Leute denken eh, was sie wollen.“
Und genau, wenn es um das Thema Denken und Nachdenken geht, dann wird wiederum Sturm giftig. „Um ein großer Champion zu sein, braucht man es im Herzen, im Kinn und im Kopf. Er hat weder ein gutes Kinn, noch ein Kämpferherz – und im Kopf, da fehlt es ganz besonders. Mit großer Klappe und dummen Sprüchen ist noch keiner Weltmeister geworden. Aber mehr als dumme Sprüche ist von der Seite nicht zu erwarten. Niveau schon gar nicht.“
Dazu passt die Aussage von Sylvesters Coach. „Adnan, bring Dir eine warme Jacke mit, denn Sebastian wird dich so ausknocken, dass Du lange liegen bleibst“, sagte Hartmut Schröder, „wir wollen ja nicht, dass Du Dich erkältest.“ Diesen Spruch ignorierte Sturm. Genug geredet. Bald wird gekämpft.
Matthias Kerber
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