Deshalb paddelt dieser Münchner bis ans Schwarze Meer

Ein Jahr Vorbereitung, rund zwei Monate Zeit: Der Stand-Up-Paddler Pascal Rösler macht sich von München rund 2.500 Flusskilometer Richtung Süden auf. Aber das ist nicht sein einziges Ziel  
von  Klara Weidemann/ AZ/pa
Vom Banker zum Paddler: Pascal Rösler fährt (in Hanflederner) mit seinem Board auf der Isar.
Vom Banker zum Paddler: Pascal Rösler fährt (in Hanflederner) mit seinem Board auf der Isar.

 

Ein Jahr Vorbereitung, rund zwei Monate Zeit: Der Stand-Up-Paddler Pascal Rösler macht sich von München rund 2.500 Flusskilometer Richtung Süden auf. Aber das ist nicht sein einziges Ziel

München - Sobald Pascal Rösler Müll entdeckt, muss er ihn aufsammeln. Durchgeweichte Plastikverpackungen, alte Bierdeckel und kleine Metallteile: Als er das Isarufer verlässt, ist seine Hand voller Abfall. Auch an diesem strahlenden Sommertag, mit der warmen Brise um die Nase, bleibt er aufmerksam. "Ich finde es wichtig, bewusst durch die Natur zu gehen." Diese Einstellung hat er zu seiner Profession gemacht – er gründete den gemeinnützigen Verein "Pure Water for Generations".

Der Weg dahin war lang. Um genau zu sein: 500 Kilometer. Vor knapp einem Jahr beschloss der 44-Jährige, von München nach Wien zu paddeln – stehend auf einer Art Surfbrett. "Das war wie ein Weckruf", erzählt Rösler.

Auf dem Wasser hatte er viel Zeit zum Nachdenken, über sich und die Natur. Dass da einiges schief läuft, dachte er. "Man hat dem Fluss seine Kraft genommen", sagt er. 8.500 Euro Spenden sammelte Rösler während der Reise, das Geld ging an den Bayerischen Naturschutzfonds. "Aber ich wollte etwas Eigenes starten." Darin hat Rösler Erfahrung: Der Münchner ist selbstständig, leitet ein Unternehmen, das auf Vertriebsthemen spezialisiert ist.

Jetzt hat er neue Ziele: zuerst das Schwarze Meer. Am 20. Juli wird Rösler mit seinem Board von der Max-Josef-Brücke in München in Richtung Wien, Bratislava, Budapest und Belgrad aufbrechen. Ende September möchte er das Donaudelta in Rumänien erreichen – alles für den guten Zweck.

Während der zwei Monate wird Rösler sich auf das Wichtigste beschränken: Sein Gepäck besteht aus zwei Shorts, zwei T-Shirts, ein paar Drogerieartikeln und "leider ein bisschen Elektronikzeug zum Aufladen des Schnickschnacks". Damit sind Handy, Kamera und GPS-Tracker gemeint. Der einzige Luxus, den Rösler sich gönnt: die vegane Hanflederne samt Hemd und Trachtenschuhen. Über Röslers Homepage wird sein Aufenthaltsort ständig sichtbar sein.

"Das Umfeld der Finanzkrise hat mich extrem abgeschreckt"

Entlang der Reisestrecke werden ihn immer wieder Freunde, Paddler, Sportler und Künstler begleiten – unter ihnen der zwölfmalige Schwimm-Weltmeister Thomas Lurz. Zwischen Freising und Landshut haben sich rund 30 Mitpaddler angekündigt.

Drei Themen hat sich "Pure Water for Generations" gesetzt: die Renaturierung von Flüssen, Wasser-Bildung und internationale Wasserprojekte. "Die Flussbegradigungen der letzten Jahrzehnte waren ein Fehler", sagt Rösler. Stück für Stück sollten Gewässer wieder in ihren Naturzustand zurückversetzt werden.

Aber auch Aufklärung ist für Rösler ein wichtiger Schritt zum Wasserschutz. Mit Aufklärungsprojekten in Kindergärten und Schulen will er Buben und Mädchen für Wasser begeistern – und auch im größeren Kontext sensibilisieren.

Vom Banker zum Paddler: Pascal Rösler fährt (in Hanflederner) mit seinem Board auf der Isar.
Vom Banker zum Paddler: Pascal Rösler fährt (in Hanflederner) mit seinem Board auf der Isar.
Vom Banker zum Paddler: Pascal Rösler fährt (in Hanflederner) mit seinem Board auf der Isar. Foto: Sven Hoppe/dpa

Sein Weg zum Umweltschützer war kein geradliniger: "Ich bin gelernter Bank- und Diplomkaufmann", erzählt er. Die Finanzkrise habe er miterlebt. "Dieses Umfeld hat mich extrem abgeschreckt." Die Tour nach Wien, die Zeit auf dem Wasser, hat ihn sensibilisiert. Sein großes Anliegen: den Menschen ihre Umwelt bewusst zu machen.

"Manche sehen die Isar und denken sich, ach schön. Wissen aber gar nicht, welche Arbeit es war, das Wasser wieder so sauber zu bekommen." Bereits in den 80er-Jahren hatte der Münchner Stadtrat eine naturnahe Umgestaltung der Isar beschlossen – 2011 wurde das Projekt abgeschlossen. "Auch damals waren es einzelne Menschen, die angefangen haben", sagt Rösler. Er selbst will nicht im Mittelpunkt des Wasserprojekts stehen – aber einen Vorreiter brauche es nun mal immer.

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Im Video sehen Sie, wie viel Pascal Rösler bereits bei seiner letzten Tour für den Verein Pure Water for Generations e.V. sammeln konnte und was er zu seinem neuen Abenteuer sagt.

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