Der widerspenstige Sohn

Marco Huck holt den EM-Titel per K.o.-Sieg und mit einer besonderen Taktik: Er hörte einfach nicht auf seinen Coach Ulli Wegner.
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Marco Huck holt den EM-Titel per K.o.-Sieg und mit einer besonderen Taktik: Er hörte einfach nicht auf seinen Coach Ulli Wegner.

BIELEFELD Sie waren Nase an Nase, schauten sich tief in die Augen. „Ruhig, mein Junge. Nicht mit Gewalt! Verstehst du? Nicht mit Gewalt! Okay?“, redete Trainer Ulli Wegner fast beschwörend auf seinen Schützling Marco Huck ein. Das war vor der letzten Runde im EM-Kampf gegen Titelträger Jean-Marc Monrose (Frankreich). Huck (23) nickte, er murmelte: „Jaja“.

Das „Jaja“ bedeutete – wie so oft im Leben – nichts anderes als: „Red’ du nur, ich hör’ nicht zu.“ Huck hielt sich also nicht an die Anweisungen des Trainers. Ganz und gar nicht.

In seiner Heimatstadt Bielefeld mochte es Huck nicht bei einem Punktsieg bewenden lassen. Er wollte die Schmach seiner Niederlage vom Dezember 2007 tilgen, als Wegner im WM-Kampf gegen Steve Cunningham in der letzten Runde das Handtuch hatte werfen müssen, um Huck zu schützen. Statt ruhig zu bleiben, wie ihm geheißen war, donnerte Huck nun also los. Mit roher Gewalt. Immer wieder knallte er seine Fäuste an den Schädel des Franzosen. So lange, bis dessen Trainer ein Einsehen hatte und seinerseits das Handtuch warf.

Der Sieg, der Titel für Huck, der eigentlich Muamer Hukic heißt, aber Marco „Käpt’n“ Huck als Kampfnamen adaptierte. „Ich hatte in Bielefeld etwas gut zu machen“, sagte Huck, der mit sechs Schrauben und einer Titanplatte im Kopf boxte, nachdem er im letzten Fight gegen Frantisek Kasanic einen Kieferbruch erlitten hatte. Der Triumph über Monrose war sein 22. Sieg im 23. Fight. „Marco hat sich technisch sehr verbessert. Er kommt ja vom Kickboxen, wo sehr viel mit roher Gewalt gearbeitet wird. Dass dies im Boxen nicht geht, hat Marco nun begriffen. Auch wenn er es in der letzten Runde sehr forciert hat. Er hat eben gespürt, dass der Gegner fällig war“, sagte Wegner, „der Marco ist einfach ein guter Junge.“

Und Huck lobte: „Wir haben eine sehr intensive Beziehung. Wie Vater und Sohn.“ Auch wenn der Sohn eben manchmal widerspenstig ist. Nach der Pleite gegen Cunningham hatte Huck versucht, sich abzunabeln, hatte seinen Coach verlassen und war zu Manfred Wolke, dem Ex-Trainer von Henry Maske, gewechselt. Doch der scharfe Kasernenton Wolkes passte Huck nicht, er brauchte väterlichen Rat, deswegen kehrte er reumütig zurück. „Es war der richtige Schritt“, sagte Huck.

Nun mündete es im EM-Titel. „Marco hat gezeigt, dass er zu Großem fähig ist“, sagte Hucks Manager Wilfried Sauerland. „Der erste WM-Kampf kam vielleicht zu früh, beim nächsten Mal werden wir alles richtig machen. Wir werden nichts überstürzen, dann werden noch viele Freude an ihm haben“, sagte Sauerland, der Hucks Vertrag gerade bis 2011 verlängert hat. Bis dahin soll der WM-Titel her.

M. Kerber

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