Der Weltmeister und Ferrari nähern sich an
MONZA Sie haben ihn längst als einen der Ihren adoptiert. Es braucht schließlich nicht viel, um die Tifosi glücklich zu machen. Ein paar Italienisch-Kenntnisse, eine gewisse Leidenschaft für Pasta, Sugo, Basilico und Parmiggiano – und vor allem die Faszination für das cavallino rampante – das springende Pferd – und ein paar Erfolge genügen. Und schon ist man für Italiener und Ferraristi – was in der Regel ja aufs Gleiche hinauskommt – ein Idol. Ganz egal, woher man kommt.
Die Rede ist hier vom Spanier Fernando Alonso, der sich schon in seinem zweiten Jahr bei der Scuderia eine ähnlich große Machtfülle aufgebaut hat wie einst Michael Schumacher. Es könnte aber genauso gut um Sebastian Vettel gehen.
Der aktuelle und so-gut-wie-sichere-künftige Weltmeister fährt zwar für den österreichischen Marketing- und Gute-Laune-Giganten Red Bull, doch wird im Stiefel-Land schon jetzt beinahe so verehrt wie ein Italiener.
Die Tifosi haben nicht vergessen, wie Vettel 2008 in Monza seinen ersten Rennsieg feierte – und seinen Mechanikern und Ingenieuren per Funk dankte. Auf Italienisch. Vettel fuhr damals für das Red-Bull-Juniorteam Toro Rosso, das vorher 20 Jahre lang die Scuderia Minardi gewesen war, jenes sympathische Hinterherfahrerteam, in dem einst auch Alonso seine Karriere begonnen hatte. Spätestens seit diesem Sieg gilt Vettel in Italien als künftiger Ferrari-Fahrer. Und im Gegensatz zu Schumacher, der sich die Zuneigung der Tifosi erst erarbeiten musste, lieben sie Vettel schon jetzt.
Und je länger der Heppenheimer in der Formel 1 fährt, desto mehr scheint auch er die Faszination Ferrari zu spüren. Und so ist es sicher kein Zufall, dass er pünktlich zum Rennen in Monza am Sonntag (14 Uhr, RTL und Sky live) einen kleinen Flirt mit der Scuderia begonnen hat. „Ich könnte mir durchaus vorstellen, irgendwann einmal in einem roten Auto zu sitzen”, sagte Vettel bei RTL, „2008 habe ich das im Toro Rosso ja schon mal ein bisschen erlebt, und es war phantastisch. Ich hoffe, ich habe noch viele Jahre in der Formel 1 vor mir, mal schauen, was da passiert.”
Vettel zu Ferrari? Alonso jedenfalls hätte nichts dagegen. „Einmal in Deiner Karriere solltest Du hier in Monza auch mal mit einem roten Auto gewinnen, denn das ist ein ganz besonderes Gefühl”, riet der Doppelweltmeister von 2005 und 2006 ihm sogar. Auch gegen einen Teamkollegen Vettel hätte er nichts einzuwenden. „Warum nicht?”, so seine schlichte Antwort.