Der verflixte siebte Kilometer

Der AZ-Sportchef lernt beim Traillauf, dass Laufen ohne Blick auf die Uhr ein Genuss istund viel mehr der Blick auf die Natur lohnt
von  Gunnar Jans
Vorbei an Frühlingswiesen: Der Sixtuslauf in Bayerischzell
Vorbei an Frühlingswiesen: Der Sixtuslauf in Bayerischzell © AlpenPR

Irgendwann habe ich das Gefühl für die Zeit verloren, die mich sonst immer hetzt, auch beim Laufen. Beim Blick auf den Wendelstein, Wiesen, Bauernhöfe war er nicht mehr wichtig, der verfluchte Minutenschnitt pro Kilometer. Wenn der schwerste Hügel naht, der steilste Anstieg vor dir liegt, schaust du nicht mehr auf die Uhr. Weil der Kampf um die Bestzeit eh verloren ist. Es nur ums Ankommen geht. Und ums Genießen! Auch den Berg rauf!

Der Sixtus-Lauf von Bayrischzell nach Schliersee: mein erster Trail-Halbmarathon. Unbefestigte Wege, Schotter, kaum Asphalt, 240 Höhenmeter rauf, 265 runter.

„Die Zeit ist nicht wichtig“, sagt der Coach. „Achte aufs Gefühl! Nicht zu schnell loslegen!“ Also 4’45 min pro Kilometer statt wie sonst 4’30. Bis es Richtung Wallfahrtskapelle Birkenstein geht. Die Wade schmerzt, der Hügel wird zur Qual. Neben mir gehen (!) einige den Berg hoch, sie sind kaum langsamer als ich, der scheinbar laufend doch nur schleicht. Ich gehe auch. Und brauche 7’45 min für diesen verflixten 7. Kilometer. Ich bin am Ende – meines Kampfes mit der Uhr. Die weiteren 14 km achte ich auf Kühe, Trachtenträger, die BOB, das Bergpanorama. Nicht mehr auf die Uhr. Erfreue mich am Schlierseeblick. Noch einmal um den See herum, ehe das Weißbier wartet. Und die Wadenschmerzen vergessen sind. Bis zum nächsten Traillauf. 1:49 h für 21,1 km? Das muss doch schneller gehen!

Lesen Sie hier: Laufen: Auf die Technik kommt es an

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