"Der Urlaub ist vorbei"

Der ehemalige Weltranglisten-Erste Thomas Muster, inzwischen 42 Jahre alt, spielt wieder Profi-Tennis. In München bestreitet er nun einen Schaukampf gegen Henri Leconte
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Will es mit 42 noch mal wissen: Tennis-Ass Thomas Muster.
Imago Will es mit 42 noch mal wissen: Tennis-Ass Thomas Muster.

Der ehemalige Weltranglisten-Erste Thomas Muster, inzwischen 42 Jahre alt, spielt wieder Profi-Tennis. In München bestreitet er nun einen Schaukampf gegen Henri Leconte

AZ: Herr Muster, Sie sind 42 Jahre alt. Vor elf Jahren haben Sie sich vom Tennis-Zirkus verabschiedet, jetzt tun Sie sich die Knochenmühle doch wieder an. Wieso?

THOMAS MUSTER: Zum Glück muss ich kein Comeback geben, denn ich habe damals nur gesagt, dass ich jetzt Urlaub mache, jetzt ist der Urlaub halt vorbei. Warum ich mir das antue? Es ist die pure Lust am Tennis, am Spiel, die mich antreibt. Es ist nicht so, dass ich mich mit meinem Leben langweilen würde. Ich bin seit kurzem verheiratet, habe eine neun Monate alte Tochter, das Leben macht mir Spaß. Aber ich haben in meinem Leben immer gerne Tennis gespielt. Doch für die fünf Turniere, die ich auf der Senioren-Tour noch gespielt habe, da habe ich natürlich nicht so extrem trainiert. Da aber das Verlieren nicht das Meine ist, gab es für mich nur zwei Alternativen: Entweder ich lasse es ganz, oder ich mache es wieder gescheit. Ich habe mich für Letzteres entschieden.

Okay. Und mit welchem Ziel?

Mein Ziel ist nicht, wieder unter die Top-Ten zu kommen. Ich will nur schauen, wie weit ich es noch bringe. Nicht mehr, nicht weniger. Ich denke, dass ich noch bis so 45 weiter machen werde.

Sie spielen am Samstag in München einen Schaukampf gegen Henri Leconte.

Das ist nur zur Hetz. Das macht Spaß, die Leute sehen die alten Helden, es gibt gutes Essen, das macht Spaß. Und wir bieten den Fans Einiges.

Wenn Sie sich die heutige Tennisszene so anschauen, wer erinnert Sie denn am meisten an den alten Thomas Muster, der ja vielleicht der härteste Kämpfer war, den der Sport je gesehen hat?

Ich denke, Rafael Nadal hat die gleiche Einstellung. Er gibt keinen Ball verloren, er arbeitet für jeden Punkt bis zum Ende. Ansonsten hat sich das Tennis schon geändert. Heutzutage haben alle einen extremen Fitnessstand, da kann man die Gegner nicht mehr so leicht überpowern. Andererseits sind die Beläge langsamer geworden. Deswegen hätte es mir besser getaugt, zur jetzigen Zeit zu spielen als zu meiner Zeit. Heute hätte ich auf mehr Belägen gute Chancen.

IIre Art zu spielen war immer so kraftaufwändig, dass einige sagten: Der Muster, der muss Masochist sein.

Aufgeben, das ist nicht in mir drin. Und siegen tun immer nur die, die den Schritt mehr machen, die sich das bisschen mehr quälen als die anderen. Das ist beim Fußball, etwa jetzt der WM, nicht anders als beim Tennis. Die Leute vergessen nur oft, verstehen oft gar nicht, dass das, was auf dem Platz vielleicht wie schöne Perfektion aussieht, brutal hart erarbeitet wurde. Die Leichtigkeit hat man nur, wenn man sich vorher so lange gequält hat, bis es eben nach außen leicht aussieht.

Mit Deutschlands Tennis-Held Boris Becker haben Sie sich ja nicht gerade gut verstanden.

Mei, er hat mich nach unserem Match in Monte Carlo, bei dem er sogar Matchball hatte, des Dopings bezichtigt. Das war sicher nicht mit der feinen Klinge. Aber er hat sich später dafür entschuldigt, damit ist das für mich auch gegessen. Privat hatten wir nie so den Kontakt, dass ich sagen könnten, wir sind Freunde – oder eben nicht. Von daher würde ich sagen, es gibt keine Animositäten zwischen uns.

Die gab es mit ihrem ehemaligen Davis-Cup-Teamkollegen Horst Skoff sehr wohl. Der verstarb im Alter von nur 39 Jahren unter bizarren Umständen. Er wurde neben einem Domina-Studio in Hamburg aufgefunden.

Ich habe bisher nie öffentlich darüber gesprochen und will auch zu den Umständen nichts sagen, aber die Tatsache, dass der Horsti so früh sterben musste, hat mich wirklich zutiefst schockiert. Skoff war sicher kein einfacher Zeitgenosse, wir hatten uns Auseinandersetzungen. Es gab Animositäten, aber er konnte auch ein wunderbarer Mensch sein. Dass er so jung gehen musste, das tut weh. Sehr weh. Ich habe keine Ahnung, wie eine Familie mit so einer Tragödie jemals zurecht kommt.

Interview: Matthias Kerber

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