Der tiefe Fall der Venus Williams

Das einstige Tennis-Ass scheitert bei den US Open. Und während Schwester Serena von Erfolg zu Erfolg eilt, kämpft sie mit den Folgen einer heimtückischen Krankheit. Ihr dramatischer, schleichender Abstieg.
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Trauriger Abgang bei den US-Open: Ex-Superstar Venus Williams nach ihrem Aus in Runde zwei.
dpa Trauriger Abgang bei den US-Open: Ex-Superstar Venus Williams nach ihrem Aus in Runde zwei.

Das einstige Tennis-Ass scheitert bei den US Open. Und während Schwester Serena von Erfolg zu Erfolg eilt, kämpft sie mit den Folgen einer heimtückischen Krankheit. Ihr dramatischer, schleichender Abstieg.

New York - In der Nähe des Times Square hatten die Leute vom Frühstücksfernsehen letzte Woche einen Mini-Tenniscourt für ihren prominenten Gast aufgebaut. Doch das Gute-Laune-Interview mit Venus Williams in der „Good Morning America-Show“ bekam schon bald gefährliche Schlagseite – und endete mit einem Eklat. „Ich höre, Sie lassen etwas nach in letzter Zeit“, fragte die sportfremde ABC-Moderatorin.

Doch für seichten Talk über Krankheit und Krise war die ältere der Williams-Schwestern nicht zu haben. „Niemand sagt so etwas. Keine Ahnung, woher Sie das haben“, so die 33-Jährige, „außerdem hatte ich klar gesagt, dass Sie diese Frage nicht stellen sollen.“ Rumms, das saß. Knapp zwei Jahre ist es her, dass Venus Ebony Starr Williams bei den US Open 2011 die Tenniswelt mit der Offenbarung einer heimtückischen Erkrankung schockierte. Die siebenmalige Grand-Slam-Königin erklärte, dass sie am Sjögren-Syndrom leide, einer Autoimmun-Krankheit, die zu Erschöpfungszuständen, chronischen Schmerzen und Gelenkentzündungen führt.

Seitdem kämpft sie gegen ihre Krankheit, doch die Welt von Venus und der beiden unzertrennlichen Schwestern ist eine andere geworden. Nur noch einmal ließen sie in alter Pracht Erinnerungen an ihre große Ära der gemeinsamen Dominanz aufkommen, das war beim olympischen Doppelerfolg in Wimbledon, ansonsten haben sich die Wege eines Duos getrennt, das ihr Vater der Tennisszene einst als „Cinderellas aus dem Ghetto“ angekündigt hatte. Wo Schwester Serena dabei ist, auf der Zielgeraden ihrer Karriere noch einmal die Rekordbücher des Tennis umzuschreiben und Legenden wie Martina Navratilova und Chris Evert mit Grand-Slam-Siegen zu übertrumpfen, kämpft Venus ihre Kämpfe oft darum, überhaupt bei Turnieren antreten zu können.

Nicht immer mit Erfolg. Seit dem Frühjahr landete sie bloß zwei mühsame Siege. Bei den US Open schied sie nach einem Drei-Stunden-Drama mit 3:6, 6:2 und 6:7 (5:7) gegen die Chinesin Jie Zheng aus. Die Weltrangliste führt sie derzeit als Nummer 60, in der Gesellschaft von Spielerinnen, die früher froh waren, nur nicht zu demütigend gegen die große Venus Williams zu verlieren. „Es ist schwer für sie, diese Erfahrung eines schleichenden Abstiegs zu machen“, sagt Tracy Austin, selbst einmal die Nummer 1. Die Realität aber ist: Die unheilbare Krankheit lässt keinen ruhmvollen Abschied zu.

Umso berauschender feierten die Zuschauer zunächst den US Open-Auftaktsieg. „Ich glaube, Amerika merkt erst jetzt, was es an diesen beiden Sportlerinnen in ihrer Blütezeit hatte“, sagt Chris Evert, die 18-malige Grand Slam-Siegerin. Venus Williams wird fast ständig mit Fragen nach dem Karriere-Ende und den sportlichen Problemen konfrontiert. Als sie kürzlich jemand fragte, ob sie nicht auch wie ihr Landsmann James Blake aufhören wolle, parierte sie entschlossen: „Er hat Sachen in seinem Leben, die ihm mehr bedeuten als Tennis. Bei mir ist das nicht so. Ich liebe immer noch am meisten, Tennis zu spielen.“

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