Der Tennis-Doktor
Dr. Werner Zirngibl ist ein international geschätzter Spezialist für Sportmedizin: Ob Michael Stich oder Ivan Lendl - seinen Händen vertrauen viele Profis und Freizeitsportler.
MÜNCHEN Mit Tennis hat er sich sogar schon sein Medizinstudium finanziert: 14 Mal war Werner Zirngibl von 1978 bis 1988 Deutscher Meister im Einzel-, Doppel- oder in der Mannschaftswertung. Zuerst mit seinem Heimatverein TC Amberg, danach beim Traditionsclub Iphitos in München. Bis zum Ende seines Studiums stand er regelmäßig auf dem Center Court – in der Bundesliga wie im Daviscup: „Das war damals meine wichtigste Einnahmequelle.”
Dann kam der Wechsel vom Sportler zum Sportmediziner: „Der legendäre Heilpraktiker Volker Müller hatte mein Interesse an der Medizin geweckt”, sagt Zirngibl: „Seine Praxis in Bayerischzell war eine Top-Adresse für uns Profis, wenn wir Probleme hatten.” Zirngibl machte aber auch negative Erfahrungen mit Ärzten: „Ich habe als aktiver Spieler erlebt, dass vielen Sportmedizinern der Zugang zur Denkweise von aktiven Spielern gefehlt hat, weil sie selbst keine sportliche Praxis hatten.” Damit war seine Berufsentscheidung gefallen: „Ich habe mir gesagt: Das mache ich besser als ehemaliger Profi – das war meine Motivation und mein Ehrgeiz.”
Und er hat es geschafft. Ab 1989 betreute der Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie und Sportmedizin, der selbst operiert, als Turnierarzt bei den legendären BMW-Open-Turnieren Weltstars von Stich bis Lendl.
Dabei ist der Münchner Tennis-Doc für viele Profis und Freizeitsportler im Laufe der Jahre zur Top-Adresse geworden. Beispiel Michael Stich: „Die Medien hatten ihn nach einem schweren Unfall bei einem Wiener Hallenturnier bereits abgeschrieben”, erinnert sich Zirngibl. Wegen einer komplizierten Sprunggelenksverletzung mit Knochenabsplitterung drohte sein vorzeitiges Karriere-Aus. Gemeinsam mit Prof. Klaus Wilhelm vom Uni-Klinikum konnte Zirngibl das Gelenk retten – kurze Zeit später stand Stich im Finale in Paris. Oder Ivan Lendl: Die tschechische Tennislegende hat nach einer Hand-OP von Zirngibl noch im gleichen Jahr das Finale von Wimbledon gewonnen.
Heute profitieren auch viele Freizeitsportler von Zirngibls Kompetenz. Eines seiner Spezialgebiete neben Knie- und Sprunggelenksverletzungen ist der gefürchtete Tennisarm. Der beste Schutz davor sind laut Zirngibl eine optimal trainierte Armmuskulatur und eine perfekte Schlagtechnik. „Besonders gefährdet sind Hobbyspieler, die nur sporadisch auf dem Platz stehen.”
Typische Symptome sind Druckschmerzen am äußeren Ellbogen, aber auch Schmerzen bei Streckbewegungen des Handgelenks. „Häufig strahlen die Schmerzen sogar bis in die Hand aus”, sagt Zirngibl. Der größte Fehler, den Betroffene machen könnten, sei es, ihre Schmerzen zu ignorieren: „Leider riskieren viele Amateure so einen chronischen Verlauf. Je früher man zum Arzt geht, desto besser”, rät Zirngibl.
Doch seinen spektakulärsten Einsatz hatte Zirngibl auf dem Golfplatz: Bei einem internationalen Turnier in Eichenried traf ein Golfball einen Zuschauer am Kopf. Zirngibl war zufällig vor Ort und rettete den Mann. „Er war bereits klinisch tot. Mit einem Wechsel aus Herzdruck-Massage und Beatmung konnte ich ihn zum Glück reanimieren.
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