Der Stern will glänzen – bald auch bei Brawn?

Mercedes-Sportchef Haug zeigt sich in der akuten Krise von McLaren äußerst irritiert. Dabei liefert Mercedes dem derzeit besten Team die Motoren.
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Bei der Siegerehrung ballt ein strahlender Jenson Button die Faust.
dpa Bei der Siegerehrung ballt ein strahlender Jenson Button die Faust.

BARCELONA - Mercedes-Sportchef Haug zeigt sich in der akuten Krise von McLaren äußerst irritiert. Dabei liefert Mercedes dem derzeit besten Team die Motoren.

Unerwartet kam die Niederlage nicht. Und doch war Norbert Haug nach dem Europaauftakt in Barcelona richtig bedient. Es brodelte im Mercedes-Motorsportchef, als er direkt nach dem Rennen vor der RTL-Kamera stand. Und dann explodierte der Neuerfinder der Silberpfeile: „Überrundet zu werden, macht keinen Spaß. Wenn man ein Racer ist und ein Winner, dann tut das sehr weh", sagte er und ließ dann eine Breitseite los gegen die Ingenieure bei Partner McLaren: „In den letzten beiden Jahren hatten wie eine Siegquote von 40 Prozent. Jetzt haben wir eine Quote, die ich mir nicht gefallen lassen kann."

Haug hatte schon vor zwei Wochen nach dem Rennen in Bahrain geunkt, dass sich die Silberpfeile in Barcelona schwer tun würden, doch dass Lewis Hamilton, immerhin aktueller Weltmeister, sich sogar überrunden lassen musste vom späteren Sieger Jenson Button – das war Haug eindeutig zu viel. Mercedes war in Barcelona der Verlierer aus deutscher Sicht. Während BMW-Pilot Nick Heidfeld an seinem 32. Geburtstag immerhin zwei Punkte holte, waren die Silberpfeile chancenlos - und werden es noch eine ganze Weile bleiben.

Rund zwei Stunden nach dem Rennen hatte Haug sich zwar wieder beruhigt, weniger gnadenlos war seine Analyse aber nicht. „Wir müssen komplett umdenken und alle Kräfte einsetzen, um wieder zurückzukommen. Ich kann nicht zufrieden sein mit diesen Ergebnissen, wir wollten Weltmeister werden", sagte er. Die Probleme der Silberpfeile seien so schwerwiegend, dass „wir die sicher nicht in den nächsten vier Wochen lösen werden", sagte Haug, während er in atemberaubender Geschwindigkeit eine Tasse Kaffee und ein paar Häppchen zu sich nahm. Dann nahm er Luft, kniff die Augen ein wenig zusammen, und sagte: „Wir schaffen das. In zehn Wochen müssen wir Ergebnisse haben." Dann freilich könnte die WM fast schon entschieden sein. Dennoch will Haug wieder Erfolge sehen. Der Stern soll leuchten in der Formel 1, nicht verglühen.

Derweil lobt Haug erstmal die Rivalen von Brawn. „Gott sei Dank holte das Brawn-Team mit unserem Mercedes-Benz Motor für Mercedes hier erneut die Kastanien aus dem Feuer", schrieb Haug sogar im offiziellen McLaren-Mercedes-Bulletin - und erhöht damit unverblümt weiter den Druck auf die McLaren-Ingenieure. Schließlich wissen auch die, dass Mercedes aktuell den besten Motor im Feld konstruiert. Und die Engländer wissen auch, dass in Untertürkheim bei Mercedes nicht nur der Betriebsrat inzwischen Front macht gegen das Formel-1-Engagement. Wenn Mercedes aussteigen würde bei McLaren und seinen 40-Prozent-Anteil verkaufen würde, würden in Woking die Lichter ausgehen.

„Ich bin McLaren", sagt Haug zwar noch, aber möglicherweise bereitet ihm genau das ein ungutes Gefühl. Als reiner Motorenlieferant wäre Haug jedenfalls nicht nur an diesem Sonntagabend glücklicher heim nach Stuttgart geflogen. Momentan aber kann Mercedes die Erfolge des Brawn-Rennstalls nur subtil auch als Mercedes-Erfolge verkaufen. Vor der Saison entschied man sich in Stuttgart, den Mercedes-Stern nicht auf die Brawn-Boliden zu kleben – , um McLaren nicht zu brüskieren. Teamchef Ross Brawn hatte Haug das durchaus angeboten, auch um besser Sponsoren akquirieren zu können. Damals lehnte Haug ab, vom Tisch ist das Thema aber wohl nicht, Haug wirkt hin- und hergerissen. „Da gibt es nichts Neues, es gibt Überlegungen, aber keine Entscheidung", sagte Haug am Sonntag nach einigem Zögern der AZ. Je länger die Niederlagenserie anhält, desto schneller könnte sich Haug entscheiden. Auch, um einen Image-Schaden von Mercedes abzuwenden.

Filippo Cataldo

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