Der Speedy Gonzalez der Formel 1
Sepang - Peter Sauber konnte die Tränen nicht halten. Aber warum auch? Soeben hatte seine Entdeckung Sergio Perez das Rennen in Malaysia nach einer beherzten Fahrt und dank einer perfekten Boxenstrategie sensationell auf Rang zwei beendet und dem Rennstall des Schweizers den größten Erfolg seit der Trennung von BMW beschert. Da können die Emotionen auch einen wie Sauber, der seit 1993 in der Formel 1 aktiv ist, schon mal übermannen. Als sich Sauber wieder gefangen hatte, analysierte er den Erfolg aber wieder schweizerisch-unterkühlt. „Es war einfach nur schön. Ich glaube, wir dürfen mit dem Podest zufrieden sein”, sagte er, „aber ich muss gestehen: So etwas strapaziert die Nerven.”
Zumal Perez bis kurz vor Schluss sogar den Sieger Fernando Alonso in seinem Ferrari ordentlich in Bedrängnis brachte und ihn beinahe überholt hätte. „Ich hatte gedacht, dass sogar der Sieg möglich ist”, meinte der freche Mexikaner, der aber nach einem kleinen Verbremser fünf Runden vor Schluss alle Siegambitionen aufgeben musste. Doch darüber ärgerte sich keiner bei Sauber. Nach sechs dritten Plätzen seit 1993 erzielte Perez, der Speedy Gonzales der Formel 1, schließlich den größten Erfolg für Sauber als eigenständiger Rennstall.
Doch richtig wundern über die Fabelleistung des 22-Jährigen wollte sich am Sonntag kein Formel-1-Experte. Perez gilt schon seit seiner Debütsaison letztes Jahr als Riesen-Talent, Ferrari stattete ihn schon vor Jahren mit einem Fördervertrag aus. Er ist keiner jener vielen Pay-Driver in der Formel 1, die ihre Cockpits vornehmlich den Sponsoren-Millionen verdanken, die sie mitbringen und damit die Privatteams maßgeblich finanzieren. Wobei Perez schon auch einen mehr als solventen Geldgeber im Rücken hat. Seit Jahren schon unterstützt Carlos Slim, mexikanischer Tycoon und seit 2010 in der Rangliste der reichsten Menschen der Welt auf Rang eins, seinen jungen Landsmann.
Vom reichsten Mensch der Welt finanziert, von Ferrari gefördert – es gibt schlimmere Voraussetzungen für eine Formel-1-Karriere. Bald könnte Perez den nächsten Karriereschritt machen. Ferrari würde ihn gerne als Nachfolger des bislang enttäuschenden Felipe Massa verpflichten. „Irgendwann muss man ihn vermutlich ziehen lassen, aber da warten wir noch etwas ab. Da darf man auch etwas Egoist sein”, sagte Sauber gestern.