„Der Sieg war wie eine Befreiung“

Hier erklärt Stefan Bradl, der am Sonntag erstmals einen WM-Lauf der Moto2-Serie gewonnen hat, was Motorradrennen im Vergleich zur Formel 1 fehlt und was er in der Winterpause machen will.
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Stefan Bradl nach seinem Sieg in Estoril.
dpa Stefan Bradl nach seinem Sieg in Estoril.

Hier erklärt Stefan Bradl, der am Sonntag erstmals einen WM-Lauf der Moto2-Serie gewonnen hat, was Motorradrennen im Vergleich zur Formel 1 fehlt und was er in der Winterpause machen will.

AZ: Gratulation zum Sieg in Portugal, Herr Bradl. Sind Sie selber noch verblüfft über den Überraschungserfolg?

STEFAN BRADL: Ehrlich gesagt: Ja. Insgeheim habe ich zwar auf einen Podiumsplatz spekuliert, aber dass es dann gleich zum Sieg reicht, hat mich schon überrascht. Nach all der Hektik nach dem Rennen habe ich erst jetzt langsam realisiert, was ich da eigentlich erreicht habe.

Sie haben sich Zeit gelassen, mit ihrem dritten Grand-Prix-Erfolg, den ersten in der Moto2-Serie...

Es war zuletzt nicht ganz einfach für mich. Fahrerisch und technisch war das nicht immer das Niveau, das ich mir vorgestellt habe. Dann nach über zwei Jahren wieder ganz oben zu stehen und die deutsche Hymne zu hören, das ist schon etwas ganz Besonderes. Der Sieg war für mich wie eine Befreiung.

Das Highlight der Saison liegt gerade hinter Ihnen. Der Tiefpunkt ist aber auch noch nicht lange her: Am 5. September verunglückte der junge Japaner Shoya Tomizawa bei einem Rennen tödlich.

Das war ein Schock. Wir haben einen tollen Kollegen verloren, das hat uns alle und auch mich schwer getroffen. Aber rückgängig machen kann man das nicht: Das Leben geht weiter und letztendlich muss man damit klarkommen, wenn man Motorradrennen fahren will. Trotzdem werden wir ihn nie vergessen.

Das Abschlussrennen in Valencia am nächsten Sonntag (12.15 Uhr, Sport1 live) steht noch aus. Wie bewerten Sie die Chancen auf einen erneuten Triumph?

Die Spanier werden da sicher den Ton angeben. Das ist ihre Heimstrecke, auf der sie trainieren und testen. Aber ich hoffe, dass ich etwas dazwischenfunken kann. Mein Ziel ist es, die Saison in den Top 6 des Gesamtklassement zu beenden (aktuell ist er Achter, d. Red.), das wäre ein toller Abschluss. Aber dazu brauche ich noch ein paar Punkte.

Haben Sie auch schon Ziele für die neue Saison?

Ich muss mich zuerst an das neue Motorrad gewöhnen, das wird wieder eine echte Umstellung. Davor ist es schwer, eine sichere Prognose abzugeben. Wenn es nach mir geht, dann werde ich nächstes Jahr natürlich Weltmeister. Aber da haben 39 Kollegen etwas dagegen. Realistisch gesehen, will ich an meine gute zweite Saisonhälfte heuer anknüpfen, mich in der Moto2 in den Top-Fünf etablieren und das ein oder andere Mal auf dem Podium stehen.

Aber nach Valencia ist Urlaub angesagt, oder?

Schön wäre es (lacht). Nach dem Rennwochenende bekomme ich schon am Montag die Maschine für die neue Saison. Im November sind noch Tests, so dass ich erst im Dezember und Januar die Füße hochlegen kann, bevor es dann im Februar schon wieder mit der Saisonvorbereitung losgeht. Aber dazwischen würde ich wirklich gerne mal wieder eine Woche Skifahren gehen.

Was sagt der Teamchef dazu?

„Aufpassen!“, sagt der bloß. Aber keine Sorge: Auf Skiern fahre ich nicht so rasant wie auf der Rennstrecke.

Das Interesse am Motorrad-Sport ist in Deutschland vergleichsweise gering. Warum?

Ja, Liebesbriefe stapeln sich noch nicht in meinem Briefkasten und auf der Straße kann ich mich auch ungestört bewegen. Ich denke, der Sport bräuchte ein paar deutsche Erfolge, um sich wieder ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Wir bräuchten einen richtigen Hero. So, wie es mit Schumacher in der Formel 1 war. Dennoch: Man verdient auch so einen Haufen Geld und kann noch dazu sein Hobby zum Beruf machen. Etwas Schöneres gibt es eigentlich nicht.

Wie wäre es mit Ihnen als neuem Zweirad-Schumi?

Ich gebe auf jeden Fall mein Bestes. Vielleicht schaffe ich es ja, da etwas zu bewegen.

Interview: Maximilian von Harsdorf

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