Der Sensations-Sucher

Usain Bolt läuft in Oslo Weltjahresbestzeit über 200 Meter – und fährt dazu im Rennwagen vor. Der umtriebige Supersprinter liebt die opulente Inszenierung und Auftritte neben der Laufbahn.
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Usain Bolt läuft in Oslo Weltjahresbestzeit über 200 Meter – und fährt dazu im Rennwagen vor. Der umtriebige Supersprinter liebt die opulente Inszenierung und Auftritte neben der Laufbahn

OSLO Einfach nur Sprinter zu sein, der Weltbeste zudem, das reicht Usain Bolt einfach nicht. Obwohl Profisportler, ist der Jamaikaner, der die große Inszenierung liebt, nicht ausgelastet. Beim Diamond-League-Meeting in Oslo lief er, mal wieder, Weltjahresbestzeit über die 200 Meter.


Nichts besonderes für ihn eigentlich. Besonders war schon eher, was davor und danach passierte: Bolt kam nicht etwa, wie bei anderen üblich, demütig zu Fuß auf die Laufbahnbahn – er fuhr im Elektro-Abbild eines Formel-1-Wagens vor. „Die Veranstalter haben mich vorher gefragt, ob ich darauf Lust hätte. Das war ein großer Spaß”, sagte Bolt. „Für mich kann es ja nie schnell genug gehen.” Auf der Tribüne klatschte bei seinem Einzug das norwegische Kronprinzenpaar Haakon und Mette-Marit von seinen Plätzen und Beifall.


Wenig später deklassierte Bolt die Konkurrenz. Während sich andere Athleten wohl abends dann guten Gewissens ins Bett gelegt hätten, drehte Bolt nochmal richtig auf – und heizte als DJ auf der Afterparty ein. Ein typischer Bolt-Tag, könnte man fast sagen: Schnell, polarisierend, aufsehenerregend. Und für den 26-Jährigen äußerst erfolgreich – und genugtuend: Die Weltpresse hatte nach dem verlorenen 100-Meter-Rennen gegen Justin Gatlin zwar nicht gleich das Ende der Ära Bolt heraufbeschworen, wohl aber seine Rolle als nahezu unschlagbaren Dominator infrage gestellt. Bolts Antwort darauf fiel genauso aus, wie er es vorher angekündigt hatte: 19,79 Sekunden über 200 Meter, Weltjahresbestzeit.


„Mein Selbstvertrauen war immer groß”, sagte der Olympiasieger und Weltrekordhalter nach dem Rennen. Bolt nutzte diesen Moment zu einer feurigen Replik an all jene, die ihn seiner Meinung nach in den Tagen zuvor etwas zu hart kritisiert hatten. „Ich habe mir nie Sorgen gemacht, nur weil ich mal ein Rennen verloren habe”, fuhr er fort. „Es ist jedes Jahr das Gleiche: Jeder will unbedingt Usain Bolt schlagen. Ich weiß genau, wie ich zu laufen und zu arbeiten habe. Ich habe jedes Jahr bei den großen Meisterschaften gegen alle gewonnen. Und nur darauf kommt es an.”


Das ist allerdings die eine Facette von Bolt: Der Ausnahmesprinter. Es gibt noch so viele mehr, jüngst: Den Rennfahrer und den DJ. Den Zeremonienmeister, wie er mit am 9 Juni bei der French-Open-Siegerehrung mit Rafael Nadal gezeigt hat. Und auch den: Bolt, den München-Fan: Als er zur Behandlung in der Stadt war, feuerte er die Basketballer des FC Bayern an.


„Sensation Seeking” nennt die Psychologie diesen Zustand, Sensations-Suchen. Immer Neues, immer mehr.

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