Der Sekunden-Schock: "Das hat Bayern wehgetan"

Nationalcoach Chris Fleming über die BBL-Finalserie, die NBA-Stars Dirk Nowitzki und Dennis Schröder sowie Svetislav Pesics Kritik an den deutschen Auswahlspielern.
Julian Buhl |
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Der 45-jährige US-Amerikaner holte als Bamberg-Trainer viermal in Folge (2010-2013) die Meisterschaft. Aktuell ist er Headcoach der deutschen Nationalmannschaft.
sampics/Augenklick Der 45-jährige US-Amerikaner holte als Bamberg-Trainer viermal in Folge (2010-2013) die Meisterschaft. Aktuell ist er Headcoach der deutschen Nationalmannschaft.

AZ: Herr Fleming, Bamberg hat Spiel zwei der BBL-Playoffs beim FC Bayern in letzter Sekunde mit 80:78 gewonnen, obwohl München lange deutlich führte. Ein unglaubliches Spiel, oder?
CHRIS FLEMING: Das war das, was man von einem Finalspiel erwartet. Manchmal ist es nicht gesund, so früh eine so hohe Führung zu haben. Das hat Bayern ein bisschen wehgetan. Natürlich muss man auch Bamberg Respekt zollen, wie sie sich zurückgekämpft haben.

Bayern führte zwischenzeitlich mit 15 Punkten. Ganz ehrlich, haben Sie da noch an Bamberg geglaubt?
Ich bin lange genug dabei, um zu wissen, dass das Spiel sich relativ schnell drehen kann.

Wie kann man so etwas aus Bayern-Sicht erklären, einen solchen Vorsprung noch aus der Hand zu geben?
Manchmal ist es nicht ganz so leicht, weiter fokussiert zu bleiben. Dann fängst du an, das Spiel zu verwalten. Das darfst du nicht tun, ist aber auch menschlich. Bayern wird nicht glücklich mit der Art und Weise der Niederlage sein. Ich glaube aber, dass sie trotzdem ein paar positive Dinge mitnehmen können.

Wirklich? Das 2:0 war für Bayern schon greifbar, jetzt steht es 1:1, das Momentum ist jetzt bei Bamberg, oder?
Klar hat Bamberg jetzt ein wenig Rückenwind und die heimische Halle. Aber die Bayern haben die Gewissheit, dass sie dort schon zweimal in dieser Saison gewonnen haben. Von daher sehe ich das völlig offen.

Bayern ohne Gavel nach Bamberg

Was wird die Finals entscheiden?
Die aggressivere Mannschaft, die ihre ganze Energie ins Spiel bringen kann, wird sich durchsetzen.

Sind Sie überrascht davon, dass es Ihr Ex-Verein Bamberg trotz des großen Umbruchs direkt wieder in die Finals geschafft hat?
Sie haben einen guten Trainer und gute Spieler und natürlich eine Menge Geld reingesteckt. Diese Kombination sollte keinen überraschen.

Mit Dennis Schröder von den Atlanta Hawks hat sich einer Ihrer Nationalspieler die Partie in München angeschaut. Wie sehen Sie seine Entwicklung?
Er hat einen großen Sprung gemacht und ist noch lange nicht am Ziel. Die Nationalmannschaft hat ihm im letzten Sommer sehr dabei geholfen und das wird auch bei der kommenden EM wieder so sein.

Auch, wenn die beiden sehr unterschiedliche Spielertypen sind: Kann Schröder in die Fußstapfen von Dirk Nowitzki treten?
Wir sollten aufhören, darüber zu sprechen, dass überhaupt irgendjemand in Dirks Fußstapfen treten muss. Das tut keinem Spieler gut. Dirks Karriere muss für sich stehen. Die Spieler, die danach kommen, müssen sich ihre eigene Identität erarbeiten. Da sind natürlich Parallelen in der Art und Weise, wie sie es geschafft haben und in ihrer Persönlichkeit. Ich glaube, Dennis wird seinen Weg machen, aber sicherlich anders als Dirk.

Nach Schröder hat nun auch Dirk Nowitzki seine Teilnahme an der EM im September zugesagt. Welche Bedeutung hat das für Sie und das Team?
Dirk ist nach wie vor einer der Topspieler auf der Welt. Gerade in einer Turniersituation kann er wichtige Würfe treffen. So jemanden brauchst du, um weiterzukommen. Es ist äußerst wichtig, dass er dabei ist, weil wir eine junge Generation an deutschen Spielern haben, die sehr viel von ihm mitnehmen können, von seiner Arbeitseinstellung, seinen Gewohnheiten, seiner Erfahrung.

Mussten Sie da Überzeugungsarbeit leisten? Mit fast 37 opfert er einen Teil seines Urlaubs und der Vorbereitung auf die NBA-Saison.
Dirk hat die Entscheidung ganz alleine getroffen. Ich war mir aber von vornherein relativ sicher, dass er zur EM kommt.

Nowitzki steht noch zwei Jahre bei den Dallas Mavericks unter Vertrag. Glauben Sie, dass wir ihn danach nochmal in der BBL sehen könnten?

Das muss Dirk selber beantworten, aber ich kann mir das kaum vorstellen.

Bayern-Trainer Svetislav Pesic hat vor den Playoffs gesagt, dass die deutschen Spieler bequem geworden seien und ihnen die Ambitionen fehlen würden. Finden Sie das auch?
Svetislav ist jemand, der genau weiß, wie er seine Mannschaft motivieren und anspitzen kann. Gerade zu so einem Zeitpunkt wie vor den Playoffs.

Wie sehen Sie denn die deutschen Nationalspieler in den Finals?
Wir haben einige Jungs, die ganz entscheidende Rollen spielen. Das gilt bei Bayern zum Beispiel für Heiko Schaffartzik. Bei Bamberg spielen Theis, Harris und Tadda eine wichtige Rolle für das Team. Das ist schön zu sehen.

Einige Nationalspieler haben aber auch nicht so viele Spielanteile, selbst Ihr Kapitän Schaffartzik kommt meistens nur von der Bank. Ist das im Hinblick auf die EM ein Problem?
Das bereitet mir jetzt keine schlaflosen Nächte. Wir laden die besten deutschen Spieler ein und schauen, wie sie sich als Team entwickeln. Ich würde mich freuen, wenn alle deutschen Nationalspieler 30 Minuten pro Partie spielen würden, die Realität sieht aber momentan anders aus.

 

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