Der Seelenbrecher

Klitschko vernichtet Herausforderer Adamek in zehn Runden. Nun gegen Großmaul Haye?
Matthias Kerber |
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Breslau - Das Gesicht übel verschwollen, das Antlitz von vielen Cuts gezeichnet, Blut aus der Nase tropfend – so verkündete Tomasz Adamek seinen größten, aber auch einzigen Erfolg: „Ich bin gesund. Ich kann weiter ein normales Leben führen.” Zuvor hatte der 34-jährige Ex-Weltmeister die Prügel seines Lebens einstecken müssen. Weltmeister Vitali Klitschko hatte sich in die Höhle des Löwen gewagt und sich Adamek vor 44000 seiner Landsleuten im Breslauer Fußballstadion gestellt. Zehn Runden donnerte Klitschko seinem Widersacher die gefürchteten Eisenfäuste an den Schädel. Eine extrem einseitige Darbietung, die Ringrichter Massimo Barrovecchio dann gnadenhalber beendete.

Es war die erst zweite Niederlage für Adamek und zugleich der 40. K.o.-Sieg für den 40-jährigen Klitschko. „Das, was Tomasz alles an Schlägen genommen hat, war sicher nicht gut für die Gesundheit. Ich hatte erwartet, dass seine Trainer früher ein Einsehen sagen”, sagte Klitschko-Coach Fritz Sdunek.

Schon in der ersten Runde, nach Klitschkos erster Rechten, wackelte Adamek, in der 2. Runde retteten ihn nur die Ringseile vor einem Niederschlag, der kam in der sechsten. Adamek, ein ausgezeichneter Boxer, der aber seine größten Erfolge im Halbschwergewicht (bis 81 Kilo) feierte, hatte nie den Hauch einer Chance. Selbst bei den polnischen Fans waren die frenetischen Anfeuerungsschreie für Adamek längst Mitleidsbekundungen bei jedem Treffer – und davon gab es 608 – gewichen. „Klitschko war einfach der viel bessere Mann”, gab Adamek unumwunden zu.

So sah es auch Trainerlegende Emanuel Steward, der Vitalis Bruder Wladimir betreut. Er meinte zur AZ: „Kein Boxer ist besser darin, Kampf und Gegner ständig zu kontrollieren. Vitali nimmt dich systematisch auseinander, er hat in seiner Karriere vielleicht mehr Boxer zerstört, mehr Seelen gebrochen als jeder andere Fighter der Geschichte.”
Egal ob Kirk Johnson, Corrie Sanders, Danny Williams, Shannon Briggs oder Samuel Peter – nach der Bekanntschaft mit Dr. Eisenfaust waren sie alle nie mehr die gleichen Boxer. Klitschko, der nicht eine Schramme davon getragen hatte, meinte nach seiner Demonstration der Stärke: „Mir wird niemand im Ring den Gürtel wegnehmen. Erst wenn ich meine Karriere beende, wird der Titel an jemand anders übergehen.”

Mindestens zwei Kämpfe will Klitschko aber noch machen. Großmaul David Haye, der im Juli von Bruder Wladimir vorgeführt wurde, ist eine Option (Klitschko: „Ich will ihn ausknocken”), auch über einen Fight gegen den russischen Riesen Nikolai Walujew (2,13 Meter) wird nachgedacht. Doch egal, wer sich stellt, die Kämpfe werden ähnlich einseitig verlaufen. Denn Seelenbrecher Vitali und Bruder Wladimir haben das Schwergewicht leergeräumt.
Ein historischer Tiefstastand. 

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