Der schlaue Aussteiger

Gerhard Berger verlässt die Formel 1. Er nimmt Geld mit – und Erfolge, die einmalig bleiben. Auch ein Comeback im Motorsport hat er schon im Visier: "Aber nicht als Angestellter, sondern nur als Unternehmer."
von  Abendzeitung
Stieg bei Toro Rosso aus: Gerhard Berger.
Stieg bei Toro Rosso aus: Gerhard Berger. © dpa

SALZBURG - Gerhard Berger verlässt die Formel 1. Er nimmt Geld mit – und Erfolge, die einmalig bleiben. Auch ein Comeback im Motorsport hat er schon im Visier: "Aber nicht als Angestellter, sondern nur als Unternehmer."

Einige Mitarbeiter zündeten sogar Kerzen an in Faenza, Norditalien: Als sich Gerhard Berger (49) am Teamsitz der Formel-1-Mannschaft von Toro Rosso verabschiedete, wich die traditionelle Fröhlichkeit bleierner Schwermut. „Es war hart“, sagt der Tiroler, sonst eher Schalk als trübselig. Der Abschied sei „von der Logik her okay“ gewesen, emotional aber „brutal“.

Auch wenn's schmerzt: Berger ist dann mal weg. Er ist nur noch ein Ehemaliger. Ex-Rennfahrer. Ex-BMW-Sportchef. Nun Ex-Toro-Rosso-Teilhaber. Sein Partner Dietrich Mateschitz (Red Bull) hat die 50 Prozent, die er Berger 2006 an seinem zweiten Team abgetreten hat, wieder zurück erworben. Für wie viel? Berger: „Sie wissen doch: Über Frauen und Geld rede ich nicht.“

Es wäre ein Wunder, wenn der Schlawiner aus Kundl ohne Gewinn verkauft hätte. Er erwarb vor drei Jahren eine Chaostruppe, die unter dem Namen Minardi den letzten Platz abonniert hatte. Diese Mannschaft ist nicht mehr wiederzuerkennen. Dort wird nun sogar gepunktet (39 Zähler) und gewonnen (Sieg in Monza). Weil Berger vom Teamchef (Franz Tost), über den Technikchef (Giorgio Ascanelli) bis zum Fahrer (Sebastian Vettel) die richtigen Figuren zusammenführte. Und weil er sie führte. Das Team ist heute das Dreifache wert.

Jetzt also geht Berger – weil er schlau ist. Er weiß: Das Jahr 2008 war todsicher der Höhepunkt in der Geschichte von Toro Rosso. Und er verschwindet grundsätzlich, bevor es abwärts geht: Als Fahrer verabschiedete er sich 1997 kurz nach einem rätsel- und fabelhaften Sieg in Hockenheim. Als BMW-Sportchef trat er 2003 nach einer Supersaison mit Williams (WM-Zweiter) ab. „Nun“, sagt er, „hätten wir Kaliber wie Toyota angreifen und obendrein für 2010 aufrüsten müssen, „dazu personell wie bei den Ressourcen aufstocken, einen Windkanal bauen und vieles mehr. Überdies hätten wir Geld gebraucht. Viel Geld. Aber Dietrich Mateschitz wollte das nicht. Er hat ja noch ein Team. Und mit Sponsoren allein schaffst du das nie.“

Der Ausstieg ist also rational. Und außerdem wird es ja ein Comeback geben. Irgendwo. Berger sagt: „Ich bin mir sicher, dass es im Motorsport sein wird. Aber ganz sicher nicht als Angestellter, sondern nur noch als Unternehmer.“ Peter Hesseler

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