Der Riese lässt sich noch einmal herab

Walujew (2,13 Meter) tut sich schwer gegen den 46-jährigen Holyfield und verliert in der Gunst des Publikums, nicht aber bei den Ringrichtern. Nun soll’s 2009 zur Neuauflage kommen.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Kaum ist er erste Fight Vergangenheit, wird schon das "Re-Match" zwischen Walujew und Holyfield geplant.
dpa Kaum ist er erste Fight Vergangenheit, wird schon das "Re-Match" zwischen Walujew und Holyfield geplant.

Walujew (2,13 Meter) tut sich schwer gegen den 46-jährigen Holyfield und verliert in der Gunst des Publikums, nicht aber bei den Ringrichtern. Nun soll’s 2009 zur Neuauflage kommen.

ZÜRICH Über eine Stunde nach Mitternacht sprach Promoter Wilfried Sauerland es endlich aus: „Re-Match!" 12500 Zuschauer im Hallenstadion in Zürich hatten den WM-Kampf im Schwergewicht zwischen Titelverteidiger Nikolai Walujew und der Box-Legende Evander Holyfield bejubelt, im Schnitt 7,42 Millionen Zuschauer verfolgten den Fight bei der ARD und sorgten damit für eine exzellente Quote. Der Kampf war ein Erfolg für alle Beteiligten, alles spricht dafür, ihn noch einmal zu machen. Walujew – Holyfield II ist schon in der Planung.

Walujew verteidigte seinen WBA-Titel knapp nach Punkten (114:114, 116:112, 115:114), Herausforderer Holyfield aber bot eine Leistung, die dem 46-Jährigen kaum noch jemand zugetraut hatte. Der Amerikaner scheiterte zwar bei dem Versuch, zum ältesten Schwergewichtschamp aller Zeiten zu werden und als erster fünfmal einen WM-Gürtel zu gewinnen, er bot aber eine für sein Alter beeindruckende Vorstellung. „Ich habe mehr getroffen, ich habe den Kampf gewonnen“, sagte Holyfield, „mein Ziel bleibt, wieder Weltmeister zu werden.“

Als das Urteil von Ringsprecher Michael Buffer verlesen wurde, brachen in der Halle laute Pfiffe und Buh-Rufe aus. Schon vor dem Kampf musste sich Walujew bei der Vorstellung Pfiffe anhören, Holyfield wurde bejubelt und während des Fights immer wieder mit Sprechchören angefeuert.

Wie Rumpelstilzchen hüpfte der alte Mann aus Atlanta um den unbeweglichen 141 Kilo schweren Champion herum, traf mit Kontern und war dann wieder verschwunden. Der 2,13 m lange Russe kam zunächst kaum einmal an den 24 Zentimeter kleineren und knapp 44 Kilo leichteren Herausforderer heran. Erst als Holyfield in der zweiten Kampfhälfte die Luft ausging, übernahm der Champion das Kommando. Die Wertung des Kampfgerichts ist nachvollziehbar, das Missfallen über das Urteil ist gefühlsmäßig durchaus verständlich, sachlich aber nicht ganz gerechtfertigt. Für Sympathien, Respekt, Alter, Körper, Tanzen gibt es keine Punkte. Und schon gar nicht für einen Ring-Marathon im Rückwärtslaufen. Nur Schläge und Treffer zählen.

„Holyfield muss als Herausforderer mehr tun als nur zu versuchen, Schläge zu vermeiden“, sagte Sauerland, „er hat die erste Hälfte des Kampfes gewonnen, Niko die zweite.“ Walujew gab zu: „Es war ein schwerer Kampf, Holyfield war unglaublich schnell und ich bin stolz, dass ich gegen ihn antreten durfte.“ Holyfield wiederum lobte den Russen, alle Aussagen klangen bereits nach einer Bewerbung für die zweite Auflage: „Er hat schnellere Hände als man denkt. Ich bin nicht enttäuscht, es war mein bester Kampf seit zehn Jahren.“

Ob ein erneutes Match zwischen den beiden tatsächlich zustande kommen kann, hängt wesentlich von Ruslan Chagaev ab. Der Usbeke, der als bislang einziger Kämpfer Walujew bezwingen konnte, wird durch seine Verletzungsauszeit als „Champion im Ruhestand“ geführt und hat das erste Herausfordererrecht. Sollte er wieder alte Form erreichen, geht er als Favorit in die Begegnung, Chagaev ist ebenso beweglich wie Holyfield, kann die Rein-Treffer-Raus-Strategie aber über die volle Distanz durchhalten.

Bis 30. Juni muss der Fight über die Bühne gehen. Chagaev will deshalb am 7. Februar gegen den unbekannten Amerikaner Carl Davis Drummond einen Aufbaukampf bestreiten, den sein Promoter Universum als WM-Kampf verkauft. „Gegen den Kampf haben wir Einspruch erhoben, den WM-Gürtel hat Nikolai“, sagt Sauerland-Geschäftsführer Chris Meyer, „Walujew ist etwa im März bereit zum Fight gegen Chagaev. Und danach machen wir wieder Holyfield in Zürich.“

Holyfield braucht das Re-Match – wegen des Geldes. Seine 32-Millionen-Dollar-Villa wird er nicht los. Elf Kinder und fünf Frauen muss er unterhalten. Da sind eine halbe Million Dollar, die er in Zürch verdiente, schnell weg. H.S.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.