Der Regengott versagt

Das Wetter von Shangai war wie geschaffen für den Rekordweltmeister. Doch dem unterlaufen plötzlich Fehler. Zerknirscht stellt Schumacher fest: „Ich habe keinen guten Job gemacht“
SHANGHAI So langsam wird es für Michael Schumacher richtig bitter. Ausgerechnet im Regenrennen von Shanghai hat der Rekordweltmeister sein schlechtestes Rennen seit seiner Rückkehr gemacht.
Während seiner ersten Karriere in der Vollgaswelt erarbeitete sich Schumacher völlig zurecht den Beinamen „Regengott“. Je nasser und chaotischer ein Rennen war, desto besser war Schumi. Doch dieses Naturgesetz scheint nicht mehr zu gelten. Schumacher landete in Shanghai nur auf Rang zehn, holte nur einen Punkt – und wurde vor allem wohl so oft überholt wie nie zuvor. „Das war kein gutes Wochenende für mich und wohl auch nicht von mir“, sagte Schumacher, der zum ersten Mal nach seiner Rückkehr nicht lächelte, als er das mäßige Resultat analysierte. Er war zerknirscht. Schumi, der Regengott, er hatte versagt.
Tatsächlich wirkte es in Shanghai stellenweise so, als ob Schumacher seinen Instinkt für die richtige Entscheidung verloren hätte. Als es kurz nach dem Start zu regnen begann, ließ er sich während einer Safety-Car-Phase an der Box Regenreifen aufziehen. Ein Fehler, wie sein Teamkollege Nico Rosberg bewies. Der pokerte, wartete lieber ab, blieb auf Trockenreifen – und setzte sich so an die Spitze des Feldes. Rosberg musste sich am Ende nur den beiden Briten Jenson Button und Lewis Hamilton in den überlegenen McLaren geschlagen geben.
Schumacher dagegen steckte im Mittelfeld fest und wurde, nachdem er sich bis auf Rang vier vorkämpft hatte, gegen Rennende sogar bis auf Rang zehn durchgereicht. „Es war heute ein Pokerspiel – vor allem, was die Reifen angeht. Ich muss sagen: Ich habe heute keinen guten Job gemacht. Ich habe die Reifen zu hart herangenommen, so dass ich zum Schluss nichts mehr übrig hatte, ich konnte mich nicht mehr wehren“, sagte Schumacher.
Das verärgerte nicht nur Niki Lauda. „Eigentlich war das eine schwache Leistung vom Michael. Solche Bedingungen sollten ihm eigentlich helfen. Michael muss hart an sich arbeiten“, sagte die Formel-1-Legende. Doch diese Kritik ließ Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug nicht gelten: „Michael hat ein krummes Auto gehabt. Aber die Fans wissen, dass er bei dem Wetter zu den Allerbesten gehört, also war etwas am Auto. Er wird noch starke Rennen abliefern: Keine Angst!“
Sebastian Vettel hat in dieser Saison bereits starke Rennen abgeliefert. Das gestrige gehört aber nicht dazu. Vettel verzockte sich wie Schumacher mit den Reifen und landete am Ende auf Rang sechs. „Die Bedingungen waren sehr wechselhaft und es war mehr ein Auf und Ab. Eine Lotterie, wer zu welchem Zeitpunkt in die Box fährt. Klar hat man vieles richtig machen können, vieles aber auch falsch. Ich glaube, es hätte heute noch viel schlimmer sein können“, sagte er.
fil