Der Poldi vom Autofahren
Nico Hülkenberg fährt nächste Saison für Williams. Der Schützling von Willi Weber gilt als ähnlich ehrgeizig wie Schumi und spricht so wie ein Fußball-Nationalspieler aus Köln.
MÜNCHEN Nico Hülkenberg sieht ein wenig aus wie Kimi Räikkönen, den Ex-Weltmeister, den in der Formel 1 alle „Ice Man“ nennen. „Nico spricht viel mehr als Kimi“, sagt Hülkenbergs Manager Willi Weber.
Tatsächlich spricht Hülkenberg ziemlich schnell. Er mag geradlinige, klare, einfach strukturierte Sätze, die wie aus der Pistole geschossen aus ihm heraussprudeln. Und weil Hülkenberg seine rheinische Herkunft nicht verleugnet, klingt Hülkenberg so wie: Lukas Podolski.
Ab der nächsten Saison wird dieser 22 Jahre alte Blondschopf aus Emmerich, der so aussieht wie Räikkönen und spricht wie Poldi, ein Teil der Formel 1 sein. Hülkenberg wird Stammfahrer bei Williams und damit Nachfolger von Nico Rosberg, der wohl zu Brawn wechseln wird.
Sir Frank Williams, Chef und Mitbesitzer von Williams, bleibt mit der Verpflichtung Hülkenbergs auch einer schwarz-rot-goldenen Tradition treu: Seit 1997 fuhr immer ein Deutscher für sein Team. Nach Heinz-Harald Frentzen, Ralf Schumacher und Nick Heidfeld löst nun Hülkenberg Rosberg ab.
Für den 1,85 Meter großen Hülkenberg, seit Jahren schon als nächster „Schumi“ gefeiert, ist der interne Aufstieg der nächste und erwartete Schritt auf der Karriere-Leiter. Ziel WM-Titel inklusive.
„Ich bin froh, dass er von Williams unter Vertrag genommen wurde. Er wird dort sehr viel lernen“, meinte sein Manager Willi Weber, der auch Schumi schon in die Formel 1 brachte und bei jedem seiner sieben Titel mitverdiente.
Und für Hülkenberg, der in der Firma seines Vaters eine Ausbildung zum Speditionskaufmann machte, beendete Weber auch seinen vorläufigen Ruhestand und ließ nochmal seine Kontakte spielen. Denn der Blondschopf erinnert Weber in vielen Punkten an Michael Schumacher. Wie der Kerpener ist er extrem ehrgeizig und wissbegierig, zudem bringt er nach Einschätzung seines Managers die nötige große Portion Egoismus mit, die Vollblut-Racer auszeichnet.
Hülkenberg hatte sich mit den Gesamtsiegen in der GP2 in dieser Saison sowie mit dem Gewinn der Formel 3 Euroseries auf sich aufmerksam gemacht. Er habe dort mehr Siege geschafft als Lewis Hamilton, betonte Weber mit Blick auf Hülkenbergs GP2-Saison. Neben Hamilton hatten auch schon Rosberg und Timo Glock das Sprungbrett mit einem Titelerfolg genutzt.
Hülkenberg hatte vor dieser Saison schon die Jungfernfahrt mit dem neuen Williams-Rennwagen absolvieren dürfen. Er war neben seinem GP2- Engagement Test- und Ersatzfahrer für das Team, das seinen Sitz im britischen Grove hat. Um näher bei Team und Werk zu sein, hat sich Hülkenberg längst eine kleine Bleibe in der Nähe angemietet.
Allerdings wird es noch dauern, bis der Rheinländer in einem Formel-1-Auto Gas geben darf. Tests sind während des Winters verboten. Erst im Frühjahr steigt der Poldi vom Autofahren ein.