Der Playboy geht in Rente

Nach 246 Grand Prix und zahllosen Affären: David Coulthard hört auf – und wird Vater
von  Abendzeitung
Hört auf: David Coulthard. Foto: dpa
Hört auf: David Coulthard. Foto: dpa © dpa

Nach 246 Grand Prix und zahllosen Affären: David Coulthard hört auf – und wird Vater

SAO PAULO Seine amourösen Abenteuer sind legendär. Als David Coulthard Anfang September in Monza seine vorgezogene Abschiedsparty feierte, dankte er schmunzelnd „allen schönen Frauen, die ich kennenlernen durfte“.

Nun ist es damit endgültig vorbei. Seine aktuelle Verlobte Karen Minier, einst Boxengassenreporterin für das französische Fernsehen, ist hochschwanger, bald sollen die Hochzeitsglocken läuten – und David Coulthard will als PS-Rentner zum ersten Mal Vater werden. Nach 246 Grand Prix ist David Coulthard, der letzte Playboy in der Formel 1, in Rente gegangen. „Ich höre nicht auf, weil ich den Motorsport nicht mehr liebe, sondern weil ich erkannt habe, dass meine Reise jetzt zu Ende ist“, sagt der 37 Jahre alte Schotte. „DC“ macht bei Red Bull dem deutschen Talent Sebastian Vettel – mehr oder weniger freiwillig – Platz.

Dass Coulthard überhaupt so lange dabei war, gleicht einem Wunder.

Anfang Mai 2000 überstanden er und seine damalige Freundin Heidi Wichlinski nur dank eines Schutzengels einen Flugzeugabsturz unverletzt. „Eigentlich müsste ich tot sein“, hatte er damals erklärt.

In Coulthard verliert die Königsklasse einen charismatischen, allseits beliebten Gentleman, dem allerdings der große Erfolg trotz Top-Autos verwehrt blieb. Rein sportlich gesehen ist David kein Goliath. Offen und ehrlich gibt sich Coulthard selbst die Schuld dafür, dass er in 14 Jahren nie Weltmeister wurde – der zweite Rang 2001 war sein bestes Gesamtresultat: „Ich darf mich nicht beschweren, denn bei McLaren-Mercedes hatte ich mehrmals die Chance. Es lag also an mir.“ Dennoch kann sich seine Bilanz sehen lassen: 13 Siege, insgesamt 62 Podestplätze, 535 WM-Punkte, zwölf Pole-Positionen und 18 schnellste Rennrunden.

So richtig Ärger bekam er nur einmal: Am 30. August 1998 ließ er im Regenchaos von Spa Michael Schumacher übel auflaufen. Der Schotte ging auf der Ideallinie vom Gas, der ihn überrunden wollende Ferrari-Fahrer rammte den Silberpfeil und musste mit einem „Dreirad“ an die Box zurückrollen. Nur durch viel Glück endete der Crash ohne Verletzte. Schumacher wollte dem Übeltäter an den Kragen. Bis heute ist ungeklärt, ob Coulthard seinem McLaren-Mercedes- Teamkollegen Mika Häkkinen im WM-Kampf gegen den Deutschen helfen wollte, oder welche Motive ihn zu dieser schleierhaften Aktion getrieben hatten.

Doch viel mehr Aufmerksamkeit erregte Coulthard immer wieder mit seinen Freundinnen. Auf Andrea folgte Heidi, auf Heidi Simone, auf Simone schließlich Karen. Und das sind nur die offiziellen Freundinnen. „Ich habe nichts ausgelassen“, sagt Coulthard, dessen Karriere im Mai 1994 bei Williams begann – nach dem tragischen Tod von Ayrton Senna. Bei seinem 20. Einsatz glückte „DC“ 1995 in Estoril der erste Grand-Prix-Sieg. 1996 wechselte Coulthard zu McLaren-Mercedes, konnte sich dort aber gegen seine Teamkollegen Mika Häkkinen und später Kimi Räikkönen nie richtig durchsetzen. 2005 musste er dort aber dem Kolumbianer Juan Pablo Montoya Platz machen und landete im Red-Bull-Team des österreichischen Energy-Drink-Milliardärs Dietrich Mateschitz. Nun will er sich um seine Familie kümmern. Der Playboy ist Geschichte.

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