Der neue Bundestrainer Marco Sturm: Der leise Vulkan

Der Ex-NHL-Star gibt beim Deutschland-Cup in Augsburg sein Debüt hinter der Bande. Was er mit Klinsmann und Zach gemeinsam hat
Simon Stuhlfelner |
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Augsburg Sein Wohnort: Die Vereinigten Staaten von Amerika. Seine Mission: Die deutsche Nationalmannschaft in die Weltspitze zu führen, Reformen voranzubringen. Seine Karriere als Spieler: herausragend. Seine Erfahrung als Trainer: gleich null.

Das klingt ein bisschen nach Jürgen Klinsmann, ursprünglich aus Schwaben, seit 17 Jahren aber wohnhaft am Strand von Huntington Beach in Kalifornien, der vor der Heim-Weltmeisterschaft 2006 der deutschen Fußball-Nationalmannschaft neues Leben einhauchen sollte. Nun ist hier aber nicht von Klinsmann die Rede, sondern von ihm: Marco Sturm (37), deutsche Eishockey-Ikone aus der NHL, ursprünglich aus Dingolfing in Niederbayern, seit 18 Jahren aber wohnhaft in den USA, momentan in Florida, der die darbende deutsche Eishockey-Nationalmannschaft dahin bringen soll, dass sie ab 2026 idealerweise um internationale Medaillen mitspielen kann. Ein langer Weg, ein harter Weg, der mit dem Deutschland Cup in Augsburg und den Spielen gegen die Schweiz (Freitag, 19.30 Uhr, Sport1), die Slowakei (Samstag, 17.30 Uhr) und die USA (Sonntag, 16.30 Uhr) beginnt. Mit Sturm als Bundestrainer und Generalmanager in Personalunion, als Gesicht des deutschen Eishockeys.

Nun mag Sturm, der für ein bis zwei Wochen pro Monat aus Florida nach Deutschland pendeln will, die Vergleiche mit Klinsmann nicht so besonders. „Er hat viele gute und neue Dinge auf den Weg gebracht, Vieles hat man erst nachher gemerkt“, sagt er zur AZ. „Aber vergleichen möchte ich uns nicht, das ist eher eine Sache der Medien.“

Er will ein "moderner Hans Zach sein"

Seine Vorbilder sucht er sich lieber in der eigenen Sportart: Ein „moderner Hans Zach“ wolle er sein, sagt Sturm. Damit meint er wohl: deutliche Ansprache, ehrliche Worte, strikte Disziplin, harte Arbeit. „Die harten Trainer waren genau das Richtige für mich als Spieler“, sagt er. „Man wusste immer, wo man steht, was zu machen ist.“ Ob der eher zurückhaltende Sturm an der Bande genauso brodelt wie der Alpenvulkan Zach? Schwer vorstellbar. Sturm, der in der NHL von 1997 bis 2012 1006 Spiele bestritten hat, wird wohl eher ein leiser Vulkan. Das Zach’sche Credo – „mir redet keiner drein“ – teilt er nicht, er will sich intensiv mit DEL-Trainern und -Managern austauschen. Auch, weil er nicht immer vor Ort sein kann. Und er will den Spaß zurückbringen. „Ich will die Spieler wieder für die Nationalmannschaft begeistern, darin sehe ich meine Aufgabe“, sagt er.

"Keiner hat mehr Eishockey-Erfahrung als ich"

Dabei wollte er gar nicht Trainer werden. „Ich wollte nach der aktiven Karriere Zeit mit meiner Familie verbringen, vielleicht was mit Immobilien machen“, erzählt er der AZ. „Dann hat mein Sohn Mason, der selbst Eishockey spielt, eines Tages gesagt, dass ich sein Team trainieren soll. Das hat mir so viel Freude gemacht, dass ich die Trainerscheine gemacht habe. Dass es aber so schnell mit einem Amt gehen würde, hätte ich selber nicht gedacht.“ Und dann gleich die Nationalmannschaft. Die Kritik, er habe noch nie ein Profiteam trainiert, kann er „sogar ein wenig nachvollziehen. Nicht jeder Spieler muss ein guter Trainer sein.“ Aber: „Es gibt keinen in Deutschland, der mehr Eishockey-Erfahrung hat als ich.“

Und trotzdem ist er vor seinem Debüt nervös: „Ja, klar, ein wenig schon, das gehört dazu“, sagt er. „Ich war auch vor jedem NHL-Spiel nervös. Und vor so einem Turnier steigt die Anspannung natürlich umso mehr.“ Gelegenheit, den ganzen Trubel hinter sich zu lassen, hat er ja bald wieder: daheim, im sonnigen Florida.

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