Der nette Terrier: Anton Gavel

München - Alex Renfroe muss Gewalt anwenden. Seit ein paar Minuten schon wartet die Mannschaft auf ihren Kleinsten, den nur 1,89 Meter großen Anton Gavel. Die Fans schreien unermüdlich „Wir wolln den Anton sehn, wir wolln den Anton sehn“, doch der Anton steht noch auf dem Spielfeld und gibt dem TV-Mann Frank Buschmann brav ein Interview.
Irgendwann wird es Mitspieler Renfroe dann zu bunt: Er packt den Matchwinner am Genick und zieht ihn mit sanfter Gewalt weg von der Fernsehkamera, hin zu Fans und Mannschaft, die das klassische Humba-humba-humba-tätärä-Ritual nicht ohne ihren Besten feiern wollen.
Viertelfinaleinzug eine Premiere
Der Einzug ins Viertelfinale des Eurocups ist für die Bayern eine Premiere. Eine, die sie sich beim 84:75 gegen Alba Berlin verdammt hart erarbeiten mussten. Coach Svetislav Pesic hat das natürlich nicht überrascht: „Es ist immer schwer gegen Alba. Die kämpfen bis zum Umfallen. Aber wir haben die richtige Antwort gegeben. Beide Mannschaften haben Komplimente verdient. In solchen Spielen sehen wir, wo wir stehen und können uns weiterentwickeln.“
Sohn und Geschäftsführer Marko Pesic berichtete nach getaner Tat von einer gewissen Skepsis, die ihn während der zehntägigen Alba-Festspiele ergriffen hatte: „Ich hätte nicht gedacht, dass sich unsere Jungs so schnell aus dem Tief rausholen würden.“ Er meinte die bittere Heim-Niederlage beim Final-Four-Turnier (65:67). „Danach beim Spiel in Berlin zeigen die noch so den Pokal rum – das war nicht einfach für uns. Auf dem Niveau passiert halt 50 Prozent im Kopf.“
Dort hat sich anscheinend einiges getan, mutmaßt Pesic: „Wir haben eine Identität gefunden, die man jetzt nicht mehr verlieren darf: Kampfgeist, aggressive Verteidigung – das hat letztes Jahr gefehlt. So wie wir jetzt spielen, spielt man normalerweise erst in den Playoffs. Und dann kommt noch der Anton daher und haut sein bestes Spiel raus, seit er bei uns ist. Wenn man sieht, wie der heute gekämpft hat. . .“
Im Viertelfinale geht es nun gegen Istanbul
Der allseits Gelobte gibt sich dagegen bescheiden wie immer: „Dass ich heute ein paar mal getroffen habe, ist egal. Wichtig ist, dass wir als Mannschaft gewonnen haben.“ Dass er sein Team mit 15 Punkten im Spiel hielt, mit hohem Körpereinsatz und viel Willen immer wieder Freiwürfe provozierte und in gewohnter Terrier-Art die Defense zusammenhielt, ist für den Slowaken selbstverständlich.
Dabei mögen der Fünf-Tage-Bart, das Brust-Tattoo und das T-Shirt mit dem zähnefletschenden Tiger, das er nach dem Spiel trägt, gar nicht so recht zu ihm passen. Der unerbittliche Kämpfer auf dem Spielfeld ist abseits davon nämlich ein ganz Netter. Er wirft während des Gesprächs mit den Reportern spielenden Kindern den Ball zurück, entschuldigt sich noch, als sein Zuspiel etwas missrät und spricht weiter über die geschlossene Mannschaftsleistung seines Teams: „Du lobst immer nur die Anderen“, sagt ein Reporter zu ihm, und der Point Guard antwortet: „Wenn’s halt so ist.“
Mitte März geht es im Eurocup nun gegen Galatasary Istanbul: „Eine sehr tief besetzte Mannschaft“, sagt Gavel, „da wird es heiß zugehen.“ Genau das Richtige also für Anton Gavel, den netten Terrier.