Der nervöse Visionär

Alles neu macht der Klinsmann: Bayern-Manager Uli Hoeneß zieht es auf die Tribüne, und in der Kantine der Stars kocht künftig Schuhbecks Lehrling.
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Mit Leib und Seele Bayern-Manager: Uli Hoeneß
dpa Mit Leib und Seele Bayern-Manager: Uli Hoeneß

MÜNCHEN - Alles neu macht der Klinsmann: Bayern-Manager Uli Hoeneß zieht es auf die Tribüne, und in der Kantine der Stars kocht künftig Schuhbecks Lehrling.

Man sieht sich ja sonst kaum. Und weil die Laune nach dem 5:0 gegen Dortmund so gut war, schickten sich Manager Hoeneß und Präsident Beckenbauer via TV ein paar Nettigkeiten. „Schönen Gruß an Franz“, rief Hoeneß aus dem Stadion ins Fernseh-Studio herüber. Beckenbauer antwortete: „Servus, Uli!“

Frohmut und Einigkeit. Das wollen sie nach außen demonstrieren. „Wir haben alle gemeinsam entschieden, den FC Bayern zu erneuern“, sagte Manager Uli Hoeneß am Samstagabend im ZDF-Sportstudio. „Wir haben uns entschieden, visionär zu sein.“ Sie haben eine Vision, abgeleitet vom lateinischen „videre“ (sehen), auf französisch bedeutet Vision Traum. Den haben sie. Den Traum, dass alles gut wird. Daran arbeiten sie. Mit Akribie, mit Leidenschaft – und mit einer Prise Unsicherheit. Hoeneß gestand: „Ich muss ehrlich sagen: Ich bin nervös. Ich bin unruhig - aber positiv unruhig. Wir sind alle angesteckt von dem, was da kommt. Wir sind neugierig. Wir wissen alle nicht, was da alles kommt, wie alles läuft.“ Doch ohnmächtig fühlt sich Hoeneß, der nervöse Visionär, nicht. Positive Nervosität hält wach – und ist immer die Grundlage für Erfolg.

Gesamtverantwortung beim Vorstand

„Es ist doch nicht so, dass wir Jürgen Klinsmann den Schlüssel für den FC Bayern in die Hand geben.“ Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein fragte nach: „Haben Sie keinen?“ Hoeneß: „Wir auch!“ Und: „Wir wollen einen starken Mann. Oder glauben Sie, dass Ottmar Hitzfeld ein schwacher Trainer ist? Jürgen Klinsmann hat ein klares Konzept – wir Freude uns drauf. Aber der Vorstand wird weiterhin sagen, wie es beim FC Bayern weitergeht.“ Denn: „Die Gesamtverantwortung hat der Vorstand, dann kommen Trainer und Spieler. Wenn es schief geht, muss sich der Vorstand verantworten, nicht Jürgen Klinsmann.“

Dessen Konzept haben die Klubbosse durchgewunken, mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Und voller Vorfreude. Dafür räumt Hoeneß ab Sommer auch seinen Stammplatz auf der Bayern-Bank. „Ich werde dem Jürgen Klinsmann empfehlen, dass ich auf der Tribüne sitze. Weil wir jetzt mit Christian Nerlinger einen jungen Betreuer für die Mannschaft verpflichtet haben und nur eine bestimmte Anzahl von Leuten auf die Bank darf“, sagte der 56-Jährige, „ich habe das jetzt 30 Jahre von unten angeschaut. Wenn jetzt da ein Gedränge entsteht, bin ich der Erste, der sagt, ich schau mir das lieber gerne mal von oben an.“

Rensing kriegt die Chance

Die Vogelperspektive für den neuen FC Bayern. Einen, der außer bei Tim Borowski (ablösefrei aus Bremen) nicht groß aktiv werden wird auf dem Transfermarkt. Hoeneß: „Wir haben mehrere im Auge, einen hochkarätigen Spieler. Wir sind schon noch dran, einen Spieler zu verpflichten.“ Plus einen Torhüter, allerdings einen Ersatzmann für Michael Rensing, der Oliver Kahns Erbe antreten wird. „Zu 100 Prozent. Ohne Wenn und Aber. Er kriegt die Chance, er muss sie nutzen. Natürlich können wir die Saison nicht mit 97 Gegentoren beenden.“ Hoeneß versicherte: „Wenn wir ihm jetzt einen erfahrenen Torhüter vor die Nase setzen, ist der Junge kaputt. Wir machen uns gar keine Sorgen. Ich habe nicht eine Sekunde Angst, wenn Michael im Tor steht, dass wir dann schlechter besetzt sind.“

Ob das auch für die Bayern-Küche gilt? Eines nämlich musste Hoeneß noch loswerden: dass es nicht Alfons Schuhbeck persönlich ist, der den Bayern-Stars künftig mittags am Klubgelände auftischt: „Einen Sternekoch für die Betriebskantine, das können selbst wir uns nicht leisten. Der Lehrling vom Schuhbeck kocht jetzt bei uns, nicht der Schuhbeck.“ Wohl bekomm’s.

Patrick Strasser

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