"Der letzte Joker"

Schwierige Charaktere, schlechte Ergebnisse: Bei Bayerns Basketballern sind viele Probleme zu lösen. Hier erklärt Frank Buschmann, welche das sind – und warum Trainer Pesic nicht scheitern darf.
von  Markus Merz

MÜNCHENSvetislav Pesic kennt sich mit schwierigen Aufgaben aus. Mit seinem Job als neuer Trainer der Basketballer des FC Bayern hat sich der 63-Jährige mal wieder so einer Aufgabe angenommen. Immerhin ist Pesic nach Dirk Bauermann und Yannis Christopoulos schon der dritte Trainer in dieser Saison. Problemfelder gibt es bei den Bayern genug. Das weiß auch Frank Buschmann. Der Basketball-Experte und Sport1-Moderator glaubt an das Projekt an sich, sieht aber viele Punkte, an denen Pesic ansetzen muss, damit die Bayern bald wieder in die Spur kommen.
In der AZ erklärt Buschmann, woran es bislang hapert und wo der neue Coach ansetzen muss. Frank Buschmann über:


Die schwierigen Charaktere: „Das Hauptproblem sehe ich in der charakterlichen Struktur. Wenn ich etwa das Interview mit Steffen Hamann lese, in dem er mit Ex-Coach Yannis Christopoulos abrechnet, dann lässt das tief blicken. Ein Jared Homan ist auf dem Feld sicherlich noch nicht die dominante Macht. Er wirkt wie ein Fremdkörper. Ich bin gespannt, ob Pesic das jetzt hinkriegt. Homan lebt einfach von seiner Aggressivität. Ich sehe bei den Bayern keinen Kopf, keinen Spieler, der führen kann, der die anderen emotional mitreißen kann. Die alarmierende Aussage ist: Mir würde da keiner einfallen, dem ich das zutraue. Bei anderen Mannschaften wie zum Beispiel Bamberg gibt es solche Spieler. Jede Mannschaft in der BBL hat solche Typen. Einen Typen, an dem sich die anderen aufrichten können.“

Den Negativtrend: „Ein Problem bei dieser Struktur ist auch, dass alles erst dann hochkommt, wenn es nicht so läuft. Die Krux an der Geschichte ist: Es ist eine Spirale. Ich sage ja nicht, dass das alles schlechte Charaktere sind. Aber die Jungs sind einfach nicht gefestigt. Bei Bayern hat jeder Spieler gerade seine eigenen Probleme. Ein Jagla muss erst wieder in Schuss kommen, ein Thomas ist noch gar nicht angekommen.“

Die Lösung Svetislav Pesic: „Jetzt haben sie den Richtigen auf der Trainerbank. Die Bayern können da nur als Kollektiv rauskommen. Auch ein Hamann ist ja nicht mehr das, was er einmal war. Wenn ich es einem zutraue, dann Pesic. Ich kenn’ ihn seit 20 Jahren. Allerdings hat man jetzt schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt den letzten Joker gezogen. Klappt das jetzt auch nicht, dann erlebt man mich ratlos. Das Team wird Pesic jetzt richtig kennenlernen.“

Das Projekt an sich: „Ich kenne mich ja im Showbusiness und auch im Fußball ein bisschen aus. Deshalb hoffe ich und glaube, dass das Projekt nicht gefährdet ist. Uli Hoeneß möchte mit seinem Baby Basketball sicher nicht mit wehenden Fahnen untergehen. Andererseits weiß ich nicht, ob er nicht irgendwann die Faxen dicke hat. Es ist ja schön, dass die Leute in die Halle kommen, wenn Stars wie Basti Schweinsteiger, Eva Padberg oder Kai Pflaume da sind. Aber viel schöner wäre es doch, wenn 6000 Menschen kommen, um Basketball zu sehen. Man darf Basketball nicht mit Fußball auf eine Ebene stellen. Ebenso wenig darf man die BBL nicht als Liga ansehen, die sich nur um die Bayern dreht. Außerdem darf man nicht erwarten, dass die Bayern-Basketballer jetzt schnell den Titelschrank füllen, wie es die Fußballer in den letzten 40 Jahren getan haben.“

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