"Der Kopf, nicht der Körper, macht den Unterschied"
Henrik Kristoffersen ist derzeit der beste Slalomfahrer. Bei der Ski-WM in St. Moritz sind er und Marcel Hirscher die Topfavoriten auf Slalomgold
AZ: Herr Kristoffersen, warum sind Sie eigentlich so verdammt schnell?
HENRIK KRISTOFFERSEN: Tja, das kommt nicht über Nacht. Ich fahre zur Zeit technisch sehr gut, habe anscheinend auch die richtige Psyche für die Rennen. Aber warum ich so schnell bin? Schwer zu sagen. Das ist alles so eng in der Spitze, alles kann sich in Sekundenbruchteilen ändern. Die Rennen gegen diese Jungs jedes Wochenende sind echt hart, aber es macht halt auch wirklich richtig Spaß.
Immer wieder wird der norwegische Team-Spirit gelobt. Ist das einer der Gründe für den Erfolg?
Nein, es sind immer individuelle Leistungen, die das Team gut machen. Wir üben einen Individualsport aus, und deshalb verdient auch der einzelne Sportler die Anerkennung, nicht das Team.
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Sie haben die Psyche angesprochen. Was machen Sie da besser als die Anderen?
Ich glaube, dass es viele Fahrer gibt, die die gleichen Schwünge wie ich fahren können – aber nur drei oder vier Schwünge lang, nicht 70 Schwünge lang. Das macht den Unterschied: der Kopf, nicht der Körper. Wobei auch die körperliche Arbeit immens ist: Ich habe Anfang Mai eine Woche frei – den Rest des Jahres arbeite ich. Ich bin halt erst 22 und physisch noch nicht so stark wie Marcel Hirscher oder Felix Neureuther.
Haben Sie eine Lieblings-Piste?
Kitzbühel ist wohl der schwierigste Hang im gesamten Weltcup, und so verrückt wie beim Nachtrennen in Schladming sind die Fans nirgendwo anders. Beide Rennen sind komplett unterschiedlich, richtig anstrengend, aber cool.
Wo und wann haben Sie Ihren bislang besten Ski-Moment überhaupt erlebt?
Ich halte es da wie mein Landsmann Kjetil-Andre Aamodt. Der hat immer gesagt: ‘Der nächste ist immer der beste.’
Bei der letzten WM in Vail haben Sie Ihre erste Medaille um zwei Hundertstel verpasst, im Riesenslalom von St. Moritz haben nun fünf Hundertstel zu Bronze gefehlt. Welche Erwartungen haben Sie für den Slalom am Sonntag, in dem Sie neben Hirscher der Favorit auf Gold sind?
Keine. Ich war in dieser Saison bislang sehr gut im Slalom, aber das kann sich so schnell ändern. Im vergangenen Jahr war ich hier in St.Moritz nur 18. – von 24 Mann im Ziel. Aber da war ich krank. Diesmal wird das anders aussehen, versprochen!
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