Der Herminator und eine Frage des Mutes
Hermann Maier, der 44-jährige Österreicher (Spitzname Herminator), war zwei Mal Olympiasieger, drei Mal Weltmeister und vier Mal sicherte er sich den Gesamtweltcup. 2009 beendete er seine Karriere. Hier äußert er sich im Interview mit der AZ.
Herr Maier, am Samstag steht bei der Ski-WM in St. Moritz, wo Sie 2003 WM-Silber im Super-G gewonnen haben, die Abfahrt auf dem Programm. Werden Sie vor Ort sein?
Hermann Maier: Nein, ich verfolge zwar den Rennsport, aber es gibt so viele andere Dinge zu tun, dass es sich halt nicht ausgeht.
Im Oktober 2009 haben Sie Ihre Karriere beendet. Wie hat sich der Skisport seitdem verändert?
Ich sehe mit großer Begeisterung, wie sich der Skisport entwickelt hat, wie viele Menschen sich dafür begeistern. Skifahren ist sicher um einiges einfacher geworden. Rennsport ist wieder ein anderes Thema, weil es sehr materialspezifisch geworden ist. Es wird noch mehr getüftelt als früher schon.
In welcher Form treiben Sie heute Sport?
Mein Schwerpunkt liegt nun beim Skitourengehen abseits der bevölkerten Pisten.
Es gab Zeiten, als Team Austria bei der Abfahrt die Plätze eins bis acht belegt hat. Heute ist man froh, wenn ab und zu mal einer der Speedfahrer auf dem Podest vorbeischaut. Was ist aus der großen Abfahrer-Nation Österreich geworden?
Wir hatten damals sicher eine sehr gute Generation von Abfahrern. Wir haben uns halt gegenseitig unterstützt, um nach vorne zu kommen, waren einfach eine richtige Mannschaft. Mittlerweile ist es eher ein Einzelsport geworden. Es gibt immer mehr Fahrer, die mit einem eigenen Team unterwegs sind. Zwei, drei Dominatoren hat es in den schnellen Disziplinen eigentlich immer gegeben, aber das ist heute einfach nicht mehr so – auch, weil die anderen Nationen stark aufgeholt haben.
Liegt es auch daran, dass die Spitze so unglaublich dicht beieinanderliegt?
Schwer zu sagen, die Abfahrt hat natürlich auch viel mit Mut zu tun. Sich auf diesem Limit zu bewegen und auch noch schnell zu sein, ist nicht so ganz einfach. Da gehören schon viele Dinge dazu.
In Slalom und Riesenslalom gibt es noch einen dieser Dominatoren: Ihr Landsmann Marcel Hirscher, der nun vor dem sechsten Sieg im Gesamt-Weltcup steht. Wie macht der das eigentlich?
In den technischen Disziplinen ist das Niveau schon sehr hoch, aber es ist halt auch sehr viel einfacher zu trainieren. Die schnellen Disziplinen erfordern sehr viel mehr Aufwand, im Training und im Rennen. Mal ist zu wenig Schnee, dann zu viel, so dass alles wieder abgesagt werden muss. So ein Slalom ist dagegen schnell ausgerichtet. Deshalb gibt es jetzt auch diese City-Events mit Parallelslaloms. Aber über eine klassische Abfahrt oder einen Super-G geht halt nichts drüber. An einem Rennwochenende wie in Kitzbühel ist der Slalom nur eine Nebenveranstaltung.
Wie sehr juckt’s noch, wenn Sie die Bilder der Streif sehen?
Wenn man dort selbst viel erreicht hat, dann muss man nicht mehr. Blöder wäre es, wenn mir genau dieser Sieg auf der Streif abgehen würde. Aber so bin ich froh, dass ich einfach diese tollen Leistungen verfolgen kann.
Welche Rennen außer der Streif schauen Sie sich an?
Eigentlich nur noch Wengen und Beaver Creek, was heuer ja ausgefallen ist – das ist es dann aber auch schon wieder. Und wenn der Fußball wie jetzt immer früher anfängt, dann hat der Skirennsport einen schweren Stand.
Apropos schwerer Stand: Andreas Sander fuhr mit Platz sieben im Super-G nur um eine halbe Sekunde am Podest vorbei. Wie gut sind die deutschen Abfahrer in Ihren Augen mittlerweile?
So gut wie ihre Leistungen derzeit: mal besser, mal schlechter. Die wahre Beständigkeit geht noch ab, auch weil es immer wieder Verletzungen gibt. Eine gewisse Beständigkeit über Jahre hinweg wäre schon sehr wichtig.
Gibt es immer noch die Rivalität zu den Piefkes? Wie beliebt ist zum Beispiel Felix Neureuther in Österreich?
Ich halte vom Beliebt-Sein relativ wenig. Sympathisch sind die Südtiroler. Aber das Ganze ist ja ein sportlicher Wettkampf und eben kein Sympathie-Wettbewerb.
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