Der Haug-Hammer!

Mercedes und sein Motorsportchef trennen sich nach über 20 Jahren. Lag’s am schlechten letzten Jahr oder daran, dass Niki Lauda jetzt sein Vorgesetzter ist? Spekulationen um Schumacher.
von  G.J.

Mercedes und sein Motorsportchef trennen sich nach über 20 Jahren. Lag’s am schlechten letzten Jahr oder daran, dass Niki Lauda jetzt sein Vorgesetzter ist? Spekulationen um Schumacher

STUTTGART Glaubt man Niki Lauda, so war es ein ganz normales „Board-Meeting”, das da in der Stuttgarter Daimler-Zentrale von statten ging, eine turnusgemäße Versammlung der wichtigsten Motorsport-Menschen bei Mercedes also, „an deren Ende” erst Norbert Haug plötzlich das Wort ergriff „und verkündete, dass er Schluss macht”. Lauda sagt, ihn habe das überraschend getroffen, der neue Chair Man spricht von einem „Schock”.


Tatsächlich ist es der Haug-Hammer. Nach fast 1000 Rennen und 22 Jahren als Motorsport-Chef von Mercedes hört der 60-Jährige nun völlig überraschend Ende Dezember auf. Unter Haugs Leitung hat die Marke mit dem Stern über 400 Rennen und 56 Titel gewonnen – alleine sechs in der Formel 1, gemeinsam mit McLaren, und 32 in der DTM. Doch der ehemalige Journalist war auch für das bislang nicht sonderlich erfolgreiche Formel-1-Projekt des Werkteams in den vergangenen drei Jahren verantwortlich. Haug holte Rekordweltmeister Michael Schumacher aus dem Ruhestand und gab den WM-Titel als Ziel aus. Seitdem gab es allerdings nur einen Grand-Prix-Sieg durch Nico Rosberg im April 2012 in Shanghai. Und dann holte Daimler-Vorstand Dieter Zetsche im November den dreimaligen Weltmeister Niki Lauda als Aufsichtsrats-Boss des Formel-1-Teams nach Stuttgart – der Anfang von Haugs Ende?


Offiziell sprechen beide Seiten von einer „Trennung im Einvernehmen”, doch so ist es ja meistens bei Rauswürfen. „Ich denke, dass Niki Lauda da durchaus Einfluss hatte”, sagt Sky-Kommentator Marc Surer, selbst ehemaliger Formel-1-Fahrer. „Er will frischen Wind reinbringen, und Mercedes hatte ein schlechtes Jahr. In der Formel 1 ging es nicht vorwärts, und in der DTM haben sie gegen Neuling BMW verloren, auch das hat seine Position geschwächt.” Hat Lauda also seinen „guten Freund Norbert” (O-Ton Lauda) auf dem Gewissen? Surer sinniert: „Vielleicht hat Haug ja auch die Konstellation nicht gefallen, dass er plötzlich einen Chef hat, vielleicht wollte er in dieser Besetzung nicht weitermachen.”


Lauda weist solche Spekulationen – natürlich – von sich. „Ich war wirklich überrascht, wusste von nichts”, sagte der Österreicher bei „Sky”. Und beteuerte, dass er als Chairman „im operativen Geschäft keine Konflikte mit Norbert” gehabt habe. Und überhaupt: „Ich hätte gerne mit ihm weitergemacht.”


Doch jetzt ist er weg, der Mann, den Daimler-Boss Zetsche bei der Verabschiedung „ „das Gesicht des Motorsport-Engagements von Mercedes-Benz seit 20 Jahren” nannte. Und nun? Wer macht’s? Surer sinniert wieder: „Mir fällt da der arbeitslose Michael Schumacher ein.” 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.